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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Micky: „Geradezu lässig, ohne ersichtliche Anteilnahme, begab er sich zum

Musikautomaten und zog dessen Netzstecker aus der Dose. Ein normales Kneipenleben

nahm wieder seinen vertrauten Lauf.“

Zusammen mit seinen beiden Mitschülern Siegmund Siede und Peter Hofmann

wird Micky im März Mitglied der GST »Nachrichtensport«. Zweimal die Woche

verbringen sie den Nachmittag in dem am Elbufer stehenden Zentralgebäude

dieser Organisation. Auf Morsetasten machen sie sich mit dem dazugehörigen

Alphabet vertraut. Um sich etwas Abwechslung zum Unterricht zu verschaffen,

beschließen sie einen »Piratensender« zu errichten. Sie besorgen sich die hierfür

erforderlichen Schaltpläne sowie einige elektronische Bauelemente. Neben dem

regulärem Ausbildungsgeschehen proben in den Schulungsräumen hin und wieder

einige ältere Mitglieder mit ihren Gitarren. Angetan von deren dargebotenen Songs,

wie DONOVANS »Atlantis« und dem »Paint It Black« der ROLLING STONES,

verspürt Micky den Drang ihnen nachzueifern.

Es festigen sich Sparpläne für den Kauf eines Instrumentes. Im April kommt es

zum Erwerb eines Gitarrenersatzes. Ganze 7,50 Mark verlangt ein Schüler der

Parallelklasse für seines Großvaters alte Mandoline. Nach erfolgter Neubesaitung

nimmt Micky mit dem häuslichen Tonbandgerät seinen ersten Song auf: »Oh, That‘s

My World« . Der Klang der Mandoline bringt ihn auf diese stark arabisch anmutende

Melodie.

Am 11. April 1970 wird Micky 14. An diesem Tag geben die BEATLES offiziell ihre

Trennung bekannt. Im Mai besucht er zusammen mit Freunden die Tanzgaststätte

»Stadtpark« in Schönebeck. Zu diesem Anlass putzt man sich ansehnlich heraus. Den

hierfür aktuell-modischen Anforderungen keinerlei Rechnung tragend, entscheiden

sie sich für eine gewagte Anzugordnung. Weiße Nylonhemden und Krawatten in

Verbindung mit den in dunklen Tönen gehaltenen Jugendweiheanzügen. Bereits im

Foyer vor der Kasse werden die Vier zum öffentlichen Gespött und dementsprechend

verhöhnt. Operativ wird der Rückzug beschlossen, um das deplatzierte Outfit zu

wechseln.

Peter H.: „Micky stieg in eine HO-Nietenhose, trennte spontan das Innenleben seines

Jugendweihe-Anoraks heraus und trug somit eine dieser modischen Felljacken.“

Nach einer Stunde nehmen sie wiederholt Anlauf. Nun betreten sie den Tanzsaal, ohne

das Auge der Öffentlichkeit auf sich zu lenken. Just in diesem Moment spielen die

KOMETEN aus Schönebeck »The Ballad Of John And Yoko«. Schüchtern und noch

recht befangen blicken sie sich um und entdecken auf der Tanzfläche Mädchen ihrer

Schulklasse. Äußerst fasziniert ist Micky von seiner momentanen Banknachbarin

Marion Seydlitz. Sie tanzt in knappen Hotpants und Netzstrumpfhosen eng

umschlungen mit einem Typ aus der zehnten Klasse. So hat er sie noch nie gesehen.

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