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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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„The Homelesses

Mary-Go-Round Brakers“:

Micky & Frank

An gleicher Stelle wird Micky am 21. August,

Zeuge einer befremdlichen Situation. Er erlebt, wie

aufgeregte Urlauber hastig Gepäck in ihre Pkws

verstauen. Diese tragen ausschließlich tschechische

Kennzeichen, denn das Alles hat seinen weniger

guten Grund. Sowjetische, polnische, ungarische

und bulgarische Militäreinheiten sind in die CSSR

einmarschiert, um deren »Reformkommunismus«

zu stoppen.

Untergebracht ist die Familie Hennemann in dem

Bungalow des saisonalen Rettungsschwimmer-

Teams hinter dem Kinderheim am Glienbergweg.

Dem Musikdirektor gefiel die waldige Location

derartig gut, dass die Lebensretter in diesem Jahr

wo anders unterkommen mussten. Sind die Eltern

mit dem Brüderchen unterwegs, will Micky es

wissen. Er beginnt sich zu stimulieren. Mit dem

Penis zwischen Daumen und Zeigefinger müht sich

der Zwölfjährige regelrecht ab.

Die älteren Jungs aus seinem Schönebecker Bekanntenkreis wissen da anscheinend

schon mehr. Irgendwann soll sich ja ein schönes Gefühl einstellen. Versessen macht

er weiter. Da muss doch noch was kommen! Nach zwanzigminütiger Plackerei ist

es dann soweit.

Eines schönen Abends dürfen Micky und Frank mit dem Segen der Eltern, ihren

ersten Schnaps trinken. Jener Ritus wird im Restaurant der ehemaligen Vila Gruner,

einem jetzigen Ferienheim der IG Wismut, vollzogen. Es gibt für jeden zwei Zentiliter

»Kreuz des Südens«, einen recht klebrigen Apricot-Brandy. Im Gastraum befindet

sich kein leerer Stuhl. Fast das komplette Orchester macht hier eine »Raupe«, denn

ein Cellist begeht seinen Geburtstag. „Ganz der Alte!“ johlen die Musiker, als Micky

das Glas an die Lippen hebt. Etwas später tritt er mit Frank vor die Tür, zwischen

seinen Lippen befindet sich eine Trillerpfeife. Diese wird jetzt, mitten auf der

Kreuzung vor dem Heim, lautstark eingesetzt; er probiert sich als Verkehrspolizist.

Doch um diese Uhrzeit zeigt sich das kleine Seebad recht verschlafen. Lediglich ein

erboster Fischkopp brüllt seinen Groll aus dem Fenster.

Im Zinnowitzer Kino schauen sie sich den ersten Westernfilm der DDR »Die Söhne

der Großen Bärin« an. Im riesigen Kulturhaus des Ortes erleben sie einen anderen

Streifen: Die nichtsozialistische Produktion »Das Superding der 7 goldenen Männer«.

Auch besuchen sie hier ihr erstes »Openair-Konzert«: Ein buntes Neptunfest auf der

Zinnowitzer Freilichtbühne.

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