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2000: Gottes Vieh
Die Musiker tun sich gütlich an den Gratis-Getränken, sowie dem jungen Hirsch
am Grill. Ihrem mitgebrachten und zwanzig Personen starken Fantross ergeht es da
nicht anders. Nach einer halben Stunde Kon-zert wird dem Geschäftsführer vermöge
seiner tanzfaulen Belegschaft bewusst, dass diese Musikrichtung wohl doch fehl am
Platze ist.
Andi P.: „Freundlich signalisierte man uns via Handbewegung, die musikalische
Umrahmung solle doch lieber der DJ einzig und allein übernehmen. Bei voller Gage
verstand sich.“
Die »Rock Pop Gala« am Samstag darauf soll das erste Open Air Kon-zert der
Gruppe darstellen. In Calenberge vor den Toren Magdeburgs eingetroffen, blicken sie
auf einen überdimensionalen, österlichen Feuerholzberg. Aus Gerüstbausegmen-ten
und grünen Planen steht unmittelbar auf bloßem Rasen eine kleine Tribüne. Direkt
diesem gegenüber. Erste Bedenken seitens der Band werden laut. Was geschieht,
wenn der Haufen erst einmal fackelt und die Funken durch einen ungünstigen Wind
ihnen in Gesichter und Technik stieben? Vom Baum unmittelbar vor der Bühne
stehend ganz einmal abgesehen. Als die Vorband AMBROSIAL CANDY ihren
vierten Song darbietet, erlebt das Osterfeuer seinen Zenit. Die zehn bis zwölf Meter
hohen Flammen züngeln in einen nahe stehenden Tannenbaum über und setzen
diesen in Brand. Die herabstürzenden Äste verursachen einen ehrfurchtgebietenden
Funkenregen. Die Kundschaft des Bierstandes nimmt panikartig ihre Beine in die
Hand. Es wird die Feuerwehr alarmiert. Angerückt und ausgepackt, hält diese ihr
C-Strahlrohr auf das Inferno gegen den Wind. Sogleich rieselt das Nass nun auch
noch in die Tribüne. Hiernach spielt das Vieh auf und der Ostersamstag geht ohne
weitere Vorkommnisse zu Ende.
Während der Proben findet die Band wieder einmal Zeit und Nerv kreativ zu werden.
An drei neuen Eigenkompositionen wird »gebastelt«. Die »Lachenden Augen«, eine
textliche Hinterlassenschaft von Ossi, die »Straße nirgendwohin« und »What‘s A
Surprise«.
Seit einiger Zeit liebäugelt Micky mit einem neuen Instrument. Hier-zu beschäftigt
er sich im Vorfeld mit diverser Fachliteratur. Er vergleicht Tonabneh-mertypen wie
Single Coils, Humbucker und Hot Rails. So auch das Resonanz- und Sustainverhalten
der unterschiedlichsten Gitarrenkorpusse. Seine Musima MH-S, Baujahr 1987
ist in die Jahre gekommen. Sie hat ihm gute Dienste geleistet, nun aber zeichnet
sich an Griffbrett und Bundstäben ein unleugbarer Verschleiß ab. Obendrein war
ihm der etwas zu warme Sound zweier Humbucker, bestens prädestiniert in der
TEAM 77-Ära, zu einseitig. Kurzum, es fehlt am gewissen »Biss« betreffs des
Durchsetzungsvermögens im Gesamtklangbild der Band. Bald schon kommen
drei Gitarrenmodelle in die engere Auswahl. Eine Framus Diablo Custom made in
Markneukirchen, eine LAG Blues Lousiane, sowie eine kanadische Godin LGX-3
Gitarre.
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