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1978: Team 77
Angstvoll blickt er sich nach dieser um. Bald schon vernimmt er hinter sich gewaltiges
Krachen. Die Box steht noch, doch die Bank samt den auf ihr befindlichen Personen
ist nicht mehr da! Auch der hintere Teil der Bühne hat sich in Luft, besser gesagt in
eine imposante Staubwolke, aufgelöst. Das Ganze ist einfach weggebrochen und
zwei Meter in die Tiefe gestürzt. Nach und nach klettern und krauchen die ersten
Karnevalisten hervor. Einige sind sichtlich lediert, wohl aber ist niemand ernstlich
zu Schaden gekommen.
Am 7. Februar 1978 kauft sich Micky in Magdeburg ein neues Instrument: Einen
»Jolana Iris«-Bass, made in CSSR.
Ende des Jahres verlässt aufgrund einiger persönlicher und musikalischer
Diskrepanzen der Saxophonist Thiemann die Band.
Zum Faschingstanz in Biere vertritt Micky den erkrankten Schnippler und mimt
den Drummer. Den Part seiner Bassgitarre übernimmt für die Veranstaltung am
23. Februar 1979 ein gewisser Achim Meinecke, seines Zeichens Orgelspieler der
KOMETEN. Micky stellt Erwins altes Trowa-Drumset analog seiner Bedürfnisse
um: Die Snare schön tief, die Becken dekorativ hoch. Dementsprechend wird die
Standfestigkeit der Beckenständer gehörig auf ein Minimum heruntergefahren. Es
passiert, was passieren muss. Ein Crashbecken hält es kraft eines allzu heftigen
Schlages nicht mehr auf seinem Standort. Samt Ständer kentert es von der Bühne
und segelt einem sich von der Maschine gelösten Kreissägeblatt gleichkommend, in
die tanzende Meute. Seine Flugbahn endet im Rücken einer Tänzerin. Die Gattin des
Bassisten. Dieser bedenkt Micky eines bissigen Blickes und der hat alle Hände zu
tun, um den Bandsegen wieder zu restaurieren.
Erwin H.: „Ja, er entschuldigte sich.“
Nun schafft Micky den Ex-Saxophonisten und -kollegen von GOTTES VIEH, Rainer
Schulz heran. Ab dem 28. April wird mit ihm geprobt. Bereits zehn Tage später steht
er gleichfalls in Welsleben, zum ersten Mal mit der Band auf der Bühne. Schulzens
musikalischer Horizont ist bedeutend weiter gesteckt als der seines Vorgängers. Er
bringt dem Bandsound kraft seiner Vielseitigkeit auf mehreren Instrumenten (ts, as,
ss, cl, fl, harp, perc, voc) wesentliche und abwechslungsreiche Kontraste.
Rainer S.: „Es roch nach Geld.“
Es sind die nach Bier und Bohnerwachs riechenden Säle typischer Dorfschenken,
die sie fortan bespielen. Das Auditorium ist derb, laut und trinkfest, aber ohne
Zweifel leicht zu amüsieren und noch dafür dankbar. Die Bühnen werden hier bei
Renovierungsarbeiten kaum berücksichtigt. Gleicherweise die Toiletten, die sich fast
immer ein bis zwei morsche Treppen abwärts und auf dem Hof befinden.
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