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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Micky kennt jene Geschäfte allzu gut, oft genug schleppt er von diesen prall gefüllte

Einkaufstaschen heim. Und oftmals muss er seinen alten Herrn aus dem Tabakladen

holen. Pünktlich zum Essen. Diese Verkaufsstelle betreibt Gisela, die Frau von Vaters

Posaunisten, Täve Poggendorf. Samstagvormittag ist Frühschoppen. Fünf Hocker

laden zum Verweilen ein, deren Sitzpolster nie kalt werden. Die meisten Besucher

müssen stehen, die Bierflasche in der Hand. Der kleine Raum ist verqualmt, man

diskutiert über Gott und die Welt. Als Micky sich den Weg zum Vater bahnen will,

spricht ihn jemand von der Seite an. Eine gewaltige Alkoholfahne trägt die Worte

herüber: „Deine Frisur ist die reinste Rassenschande!“ Der angesoffene Typ will

wissen, warum Micky seine Haare vorn und nicht hinten lang trägt, so sei es doch

schließlich modern. Um ihn zu beruhigen entgegnet Micky: „So kann ich besser

zusehen, wie sie wachsen!“

Micky und Konsorten besuchen das Schönebecker Kreismuseum. Dem Hubert

Malow fällt in den Ausstellungsräumen ein ausgestopftes Reh auf. Ein seiner

Ansicht nach wunderschönes Präparat. Er berührt es. Da, am Hinterteil direkt unter

dem Stummelschwanz, eine Öffnung. Diese Entdeckung löst in ihm einen erotischen

Impuls aus und führt ihn in sodomitische Versuchung. In seiner ausgebeulten

Trainingshose zeichnet sich eine phänomenale Erektion ab. Die Situation scheint

auszuufern. Mit hoch errötetem Gesicht erteilt er den anderen Order, dass sie an der

Tür Schmiere stehen sollen. Nun beginnt er sich von hinten am Reh zu vergehen.

Tage später erfährt ein anderer Freund die Story. Dieser zeigt sich empört darüber

und erachtet dieses Vorgehen als pervers und abartig.

Micky: „Dieser Bekannte musste sich gerade beschweren. Regelmäßig betrieb er

Sex mit einem Staubsauger. Stimuliert durch das Kühle und Blecherne führte er sein

Glied in die Öffnung des Saugrohres ein und trieb mittels Ein- und Ausschalten des

Apparates sich zur Ejakulation. Das gab es eben.“

Micky macht eine außerordentliche Erfahrung mit der Tierwelt. Eines Tages im Herbst

1969 spaziert er durch den Magdeburger Zoo. Jeder Baum scheint ihn ansprechen

zu wollen. Die Löwen betrachten ihn als Ihresgleichen. Sogar der nervöse Wolf,

der unruhig in seinem Käfig auf und abläuft, bleibt plötzlich stehen. Er betrachtet

Micky, und ganz deutlich empfängt dieser die Nachricht: „Wie sind wir nur in diese

albernen Körper gekommen?“ Das ist jenseits allen Verstehens. Micky wird übel.

Elendig übel. Er erbricht sich in einer Welt mit ihren Sitten, die ihn umgeben. Haben

wir eine Urmutter? War denn seine Wiege der Stamm der Affen? Ist das die Logik

des Phantastischen? Eine Erinnerung des Gefühls. Doch kann er sich nicht erinnern.

Für Mickys Klasse steht nach der Sezierung eines Regenwurms das Mikroskopieren

auf dem Programm. Mit Rasierklingen trennen die Schüler Pflanzenstiele auf und

schneiden sie in hauchdünne Schichten. Herr Heise der Biologielehrer, will ihnen

die florale Zellstruktur näher bringen. Mit der Pipette wird grüne Flüssigkeit auf die

Objekte gebracht.

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