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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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1982: Team 77

Am 3. Mai 1982 stirbt Opis Schlager. Es ist der Tag, an dem die Neue Deutsche

Welle in die ZDF-Hitparade schwappt. In Schwimmreifen, Nachthemden und

Zebrahosen bringen junge Gruppen Leben in das biedere Treiben. Das Ganze soll

gut zwei Jahre dauern. Und diese Parodie wird die Gralshüterin der deutschen

Musikseligkeit auf Dauer unglaubwürdig machen. Als Micky mit dem Titel »Da

da da« von TRIO konfrontiert wird, staunt er nicht schlecht. Erst einige Wochen

zuvor bekam er vom Westonkel Günter einen »Casio VL-1« zugeschickt. Eben

diesen Miniatursynthesizer hält der Sänger der Band Stefan Remmler in der Hand.

Zur nächsten Probe programmiert er jene charismatische Melodie ein und lässt

das Gerät den markanten Rhythmus spielen. Eine Viertelstunde später hat sich das

Repertoire des Team 77 um »Da da da« erweitert. Beim nächsten Gig tobt natürlich

das verblüffte Publikum und lautstark singt es die Zeilen mit. Hier ist ein Rainer

Schulz nicht mehr mit von der Partie, denn den rief die NVA. Da sich ab jetzt die

Band mit der NDW auseinandersetzt und ein Blasinstrument nicht mehr gefragt ist,

wird Rainers Weggang problemlos überspielt.

Irgendwann im Sommer spielt die Gruppe für einen Magdeburger Betrieb, der sich

gebührend vergnügen will. Hier wird unter anderem während der Veranstaltung, mit

einem überdimensionalen kalten Buffet aufgewartet. Als gegen 2:00 Uhr die letzten

Gäste den Saal verlassen haben, wird Manne Schulz agil. Mit einer Plastiktüte

bewaffnet springt er von der Bühne, um sich seine Essensportion für den neuen

Tag zu sichern. Denn das Team bespielt am Vormittag in der Altmark erneut einen

Frühschoppen. Gegen Mittag zeichnen sich beim Drummer akute Hungersymptome

ab. Aus diesem Umstand heraus greift er in besagte Tüte, welche die ganze Zeit

im Anhänger unter diversem Bandequipment an Form verloren hat. Die Temperatur

ist indessen zu hochsommerlicher Höchstleistung gestiegen und hat den Pasteten in

Aspik tüchtig zugesetzt. Der angetrunkene Herr Schulz stört sich hieran keineswegs.

Seine Kollegen lehnen selbstlos ab, als sie den Anblick dieser undefinierbaren

Substanz gewahren. So führt er allein die Hand zum Mund und kauender und

schlürfender Weise lobt er die Heringsröllchen. Die anderen beteuern ihm, dass es

sich hierbei gestern noch um Rindfleischfüllungen handelte.

Für den erkrankten Basser hilft Micky von Juli bis September in der KOSMOS-

FORMATION aus. Bei einer Tanzveranstaltung im Schönebecker »Cafeteria« ist

ein Kumpel des regulären Bassisten zugegen. Dieser äußert seinen Unmut über den

ihm nicht vertrauten Basston. Mehr Bässe, weniger Höhen und untere Mitten, die

Oberen jedoch bitte schön mit mehr Präsenz, ist der Inhalt seiner Kritik. Hierauf

mimt Micky den Einsichtigen und begibt sich zum Verstärker. Dort simuliert er ein

Nachregeln diverser Potentiometer. Im Anschluss der nächsten Runde scheint der

Nörgler zufrieden gestellt. Er hebt den Daumen und gibt zu verstehen: „So klingt es

besser!“

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