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2004-06: Mescalin
Am 19. November findet eine Probe im kleinen Rahmen
statt: Ronald erarbeitet sich mit Hilfe der Saxofonnoten
eine eigene Stimme für die Posaune. Für Micky ist es
eine Herausforderung als auch Befriedigung, sich beim
Arrangieren und Komponieren jetzt mit zwei Bläsern
auseinandersetzen zu müssen. Ein altes Buch seines
Vaters, »Die Kunst des Kontrapunktierens«, ist ihm
hierbei ein gewichtiger Assistent.
Micky ist auch außerhalb der regulären Bandarbeit
im Proberaum zu finden. Zusammen mit »virtuellen«
Musikern, denn er produziert mit dem Rechner Sequenzen
auf einem Tape. Mit Hilfe der entsprechenden
Drum,- und Bass-Spuren spielt er sich hier durch die Tonarten. Irgendwann trifft
er dann erneut auf FP Laue, dem Schlagzeuger der Band von 1994-95. Dieser
probt momentan in seiner Wohnstube und bekommt nun Gelegenheit sein Drumset
im GOTTES VIEH-Probe-raum aufzubauen. Jetzt realisieren sie gemeinsam die
Etüden. Bald schon wollen sie ihr eigenes Projekt erden und machen sich auf,
einen Bassisten zu suchen. David Weigel bringt zur ersten gemeinsamen Probe
am 4. September 2004 seine Bassgitarre, als auch seinen Kumpel den Gitarristen
Robert Hohlbaum mit an. Am 20. November stößt noch Sängerin Strahlex zur neu
entstandenen Combo, die wenig später den Namen MESCALIN erhält. Am Samstag
darauf finden sich die Fünf zu einer »Beschnüffelungsparty« zusammen. Es werden
Perspektiven ausgelotet, es wird über Tonarten philosophiert.
Kurz darauf beräumen sie den Frohser Proberaum. Es geht in einen Kellerraum des
Schönebecker Stadtparks. Genau vier Wochen verbleiben sie dort, dann heißt es
abermals Sachen packen. Am 12. März 2005 landet man in einem Nachbarkeller
des »Barfly«. Zwei Tage später bekommt Micky einen Gitarrensynthesizer, ein seit
langem gärendes Gelüst erfüllt sich. Was das angeht, hat er sich durch das Equipment
des KING CRIMSON-Gitarristen Adrian Belew infizieren lassen. Dem arabischen
Motiv seines Titels »As It Seems« verpasst Micky einen angemessenen Shakuhachi-
Flötensound. Das Outro definiert er mittels Streichorchester und den Abschluss
dekoriert ein gewaltiger Gongschlag. Dieser ist es auch, der die Musiker einer
benachbarten Band in Verwunderung versetzt. Genau in dem Moment als FP sein
kleines und unscheinbares Crashbecken anschlägt, entlockt Micky seiner Gitarre
jenen frappierenden Effekt. „Eh Alter,“ stutzen die zur Tür hereinschauenden Punks
und wenden sich an den Schlagzeuger, „mach das noch einmal!“
Schon Mitte Mai verlässt man die beengte Kasematte, um sich auf der Schönebecker
Salineinsel einzumieten. Ein gigantisches Areal inmitten eines wild bewucherten
Landstriches unweit der Elbe. Etliche Räume, Toiletten und eine geräumige
Lagerhalle werden nun zur neuen Bleibe. In einem einstigen stattlichen Speisesaal
wird nicht nur geprobt. Auch Partys gehören hier, wo man niemanden stört, zum
Alltag.
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