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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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1977: Die Armee

Das weiß Micky nur allzu gut, teilt er sich doch mit diesen und zwei weiteren

Kameraden ein Zimmer. „Zimmer acht - er ist allein!“ Micky scheint zu ahnen was

diesem gleich blühen wird. Sogleich marschiert Küstner den Flur hinunter, um wenig

später besagten Raum zu betreten. Jetzt geht alles recht geschwind. Es vergeht kaum

eine Minute, da stürmt der Rächer mit einem „Du hast nichts gesehen und gehört!“ an

Micky vorüber. Kurz darauf tritt ein Klaus Ochsendorf aus seinem Zimmer, sichtlich

lädiert. „Hol die Wache!“ brüllt er mit blutender Lippe in Mickys Richtung. Dieser

versucht nun das Opfer zu beruhigen. „Gewiss hast du schlecht geträumt und bist aus

dem Bett gefallen“ Und nein, er habe niemanden gesehen. Irgendwann beruhigt sich

Ochsendorf. Von Stunde an fehlt ihm ein Schneidezahn.

Der Gefreite Rabe ist EK, aalglatt und schmierig. Er ist klein, trägt eine Goldrandbrille

und seinen Seitenscheitel stets exakt. Als liebstes Kind der Vorgesetzten macht er auf

besonders wichtig. Und er hat die BA-Kammer unter sich. Micky ist dabei, als es

diesen Widerling gehörig an den Kragen geht. Ein Teil der Batterie muss mit der 8.

Kompanie auf Wache ziehen, so auch der Gefreite Rabe in der Dienststellung eines

Unteroffiziers. Somit ist er verantwortlich für die Ablösung der Posten und muss auch

die Mannschaften zur Kantine führen. Das Mittagbrot ist gegessen und die Soldaten

stehen Zigaretten rauchend vor dem Eingang. Nur ein einsamer Armist sitzt noch zu

Tische im leeren Speisesaal. Soldat Küstner. Während Micky am Tresen steht und

sich noch einige Konservenbüchsen einpackt, kann er erleben wie der Gefreite Rabe

den Nachzügler der gerade seinen vierten Nachschlag löffelt, anbrüllt: „Beeilen sie

sich, Genosse! Wir wollen abrücken! Schluss mit dem Essenfassen, raus jetzt!“ Olaf

Küstner blickt nur kurz zu ihm hoch und schlägt vor: „Geht doch schon vor, ich

bin hier nocht nicht fertig.“ Jetzt schreitet Rabe zur Tat. Er greift an die Lehne und

beginnt am Stuhl zu rütteln. Küstner lässt es sich gefallen. Genau 15 Sekunden lang.

Dann erhebt er sich. Betont langsam. Er dreht sich seinem Peiniger zu und lässt seine

Rechte fliegen. Der brachiale Kinnhaken hebt den Raben fast aus seinen Stiefeln.

Während ihm die Brille vom Nasenbein schleudert stürzt er nach hinten und schiebt

dabei drei Tischreihen zusammen. Die Soldaten vor der Kantine blicken mit einem

mitleidlosen Grinsen durch die Fenster.

Anfang Mai steht eine Übung auf dem Taktik-Acker des MSR-3 auf der Agenda.

Diesmal geht es ohne Granatwerfer zur »Butterlake«, einer kleinen bewal-deten

Anhöhe ganz in der Nähe. Ihr Zug wird in zwei Parteien halbiert und der Einen

einen Vorsprung zugestanden. Angriff und Verteidigung mit Kalaschnikow und

Platzpatronen. Soldat Hennemann gehört zu den Anstürmenden. Doch der hält sich

taktisch zurück. Unbemerkt trennt er sich von seinen Kameraden, während diese ins

»Offene Feuer« des Gegners laufen. Dessen Führungsstab befindet sich in einem

SPW 152, jenem berühmten »Eisenschwein«. Und genau an dieses schleicht er sich

heran. Es parkt in einer Senke und unbemerkt wirft er eine ungezündete Imitationshandgranate

in den offenen Bereich des Fahrzeugs. Die hier sitzenden Genossen

Offiziere staunen nicht schlecht, als der Sprengkörper ihnen vor die Stiefel fällt.

Voller Panik nehmen sie jetzt den wie aus dem Nichts auftauchenden Gegner wahr.

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