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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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1973: Gottes Vieh

Der Ordner des Hauses Herr Münch, gebietet bald darauf Einhalt. Er zieht den

Netzstecker des Gerätes. Ein bisschen frech.

Für ein kurzes Stelldichein, Ronnie befindet sich im Urlaub, verbringen Ecki und

Micky am 4. August einen Teil ihrer Anlage in die Salzelmener Kurparkwerkstatt.

Hier ist der Harald Becker als »Mädchen-für-Alles« tätig. Gleich neben der Werkbank

steht sein Schlagzeug. Nach Feierabend übt er bis tief in die Nacht. Hier

erarbeiten sie Titel, wie »Let‘s Work Together« (CANNED HEAT), »Alright Now«

(FREE), »Tobacco Road« (LOVE AFFAIR) und »Morning In The Night« (SPOOKY

TOOTH). Bei Letzterem ist es Jacky Klein, der den Gesangspart übernimmt. Der

Harald geht bei den Proben höchst didaktisch vor: Zuerst schickt er Micky vor die

Tür, der auf dem Hof vor dem Gradierwerk eine Karo raucht. (25 Jahre später wird

hier das Schausiedehaus stehen) Nun beschäftigt er sich in aller Ruhe mit Ecki, dem

er die Bassgitarren-Stimmen vermittelt. Nach zwanzig Minuten erfolgt der Wechsel.

Raucherpause für Ecki. Micky bekommt seine Gitarrenlektion. Schließlich spielen

sie gemeinsam die Songs durch, zu denen Harald trommelt und singt. In einer Pause

gibt Harald Becker eine ergötzliche Geschichte zum Besten. Diese ereignete sich auf

der Hinfahrt seiner Band zu einem Gig. Unterwegs mit zwei PKW samt Anhänger

stoppten sie vor den geschlossenen Schranken eines Bahnüberganges. Aus dem

Fenster schauten zwei jüngere Reichsbahnmitarbeiterinnen. Impulsiv und freundlich

winkten sie den Musikanten zu. Nach kurzem Wortwechsel wurde man eingeladen.

Harald und Gitarrist Julian Schwarzberg, dem Micky Jahre später eine Fender

Mustang Gitarre abkaufen wird, fühlten sich berufen dieser Bitte nachzukommen.

Allerdings bekamen sie im Dienstzimmer weder Kaffee noch Kekse gereicht. Den

beiden Damen stand der Sinn nach etwas anderem. Auf dem Schreibtisch und einem

Sofa gingen die vier ihren sexuellen Verlangen nach. So etwas wird man später

einmal »Quickie« nennen. Erst nach diesem fünfzehnminütigen Geschäft wurden

die Schranken mit kleinen Augen und feuchtem Höschen hochgekurbelt. Der sich

mittlerweile merklich angestaute Verkehr durfte passieren. Nett.

Der Harald bastelt wieder an seinem Motorrad. Diesesmal hat er sich den Motor der

Sport-AWO vorgenommen. Irgendetwas hat er in seinem Inneren gewechselt und

nun liegen die beiden Hälften des Motorblocks vor ihm. Mit dem Schneidbrenner

hat er sie erhitzt, damit ein Zusammensetzen per Gummihammer bestens gelingt.

Schweißgebadet ist er gerade fertig und öffnet sich eine Flasche Bier. Micky, der

dem Geschehen mehr oder weniger interessiert beiwohnte, entdeckt etwas auf der

Werkbank. Mit einem „Hast du auch nichts vergessen?“ überreicht er Harald ein

kleines Zahnrad. Dieser macht große Augen und reißt es Micky aus der Hand.

Scheiße.

Mitte des Monats siedeln sie wieder in das Pflegeheim um. An einem Samstagabend

fahren Klaus, Ronnie und Micky zusammen mit Freunden nach Magdeburg. Sie

wollen am Großstadt-Amüsement teilnehmen und kehren in den »OVG-Club«,

einem Studentenklub in der Hegel-Straße, ein. Der halbe Liter Bier achtzig, die

Schmalzstulle zehn Pfennig. Die Musik innovativ, die Frauen interessant.

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