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1993-95 Gottes Vieh
Nach etwas Recherche glaubt er jedenfalls den Schlüssel zum Ursprung seiner
partiell recht abstrakten kompositorischen Einfälle gefunden zu haben. Um die
Einschlafstörungen, verbunden mit dem obligatorischen Geschrei ihres fünf- bis
sechsmonatigen Sohnes in Grenzen zu halten, befestigten seine Eltern eine noch aus
den Anfängen des 20. Jahrhunderts stammende und nicht mehr ganz intakte Spieluhr
an seiner Wiege. Immer wieder ertönte jene verstimmte und atonale Melodie, welche
in der Frühphase seiner Menschwerdung ihre prägnanten Spuren in seiner Psyche
hinterließ. Was ein Mensch in seiner Kindheit aus der Luft der Zeit in sein Blut
genommen, bleibt unausscheidbar.
Bis in den Dezember hinein kommt man gut voran. Es entstehen die Titel »World‘s
A Grave«, »You Mock Me« und »To Nowhere«. Am 6. Dezember lassen sie während
der Probe eine Kassette mitlaufen, es vollzieht sich die erste Bilanz von Gottes Vieh
2.
Anfang 1994 kommt es zu Problemen mit dem Schlagzeuger. Engels ehema-lige
Metalband ist dabei, sich in alter Besetzung zu reformieren. Somit lässt er Jana
und Micky kurzerhand und in nicht ganz aufrichtiger Manier allein. Wieder einmal
besinnt sich Micky eines Bekannten aus vergangenen, aber nicht vergessenen Tagen.
Der 1982 bei CENTAURUS an die Stelle von Olaf Timme getretene Trommler
Frank Peter Laue hört den jüngsten Probemitschnitt und ist ab 14. März mit an Bord.
Aus taktischen und ökonomischen Gründen verlegt das Trio am Ende des Jahres
die Proberäumlichkeit abermals, in den nun sanierten Kellerraum des Pionierhauses.
Der Frank-Peter plaudert aus dem Nähkästchen und gibt eine detaillierte
Bauanleitung seines ersten Schlagzeuges wieder: Die Bassdrum fertigte er damals
aus zwei entspeichten Fahrradfelgen. Zwischen diesen, der Tiefe einer solchen
Trommel entsprechend, setzte er zehn Zentimeter breite Holzleisten als Zarge. Eine
ganze Rolle Tapete wurde blau gepinselt und herumgewickelt. So bekam das Ganze
Stabilität. In eine Bohrung oberhalb steckte er den kompletten Fahrradlenker. Der
diente ab sofort für die Aufnahme der Toms. Bei diesen handelte es sich um größere,
blecherne und goldfarbene Gurkenbüchsen. Ebenso wie die Bassdrum wurden sie mit
Tischwachstuch bespannt und mit Fahrradschläuchen fixiert. Eine imposante Keksdose,
gefüllt mit Nägeln und Reißzwecken, hatte obendrein eine Snare darzustellen.
Nachdem der neue Fellgerber eingearbeitet ist, verstärkt sich die fieberhafte
Suche nach einer Frontstimme. Im Sommer 1994 melden sich drei Damen auf
ein Inserat im Magdeburger »Dates«. Zwei von ihnen werden »getestet«. Doch
unzureichende Fähigkeit und vokalistische Unverträglichkeit im Bandkontext,
stellen diese Aktion als Flop heraus. Ein Bekannter F.P. Laues hört schließlich
die Aufnahmen und beginnt sich für die »Viehischen« Klänge zu interessieren.
Dirk W.: „Diese Art von Musik hatte ich bislang noch nicht gehört.“
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