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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Hier hatte er nach erfolglosen Existenzversuchen im Hotel- und Gaststättengewerbe,

zusammen mit seinem Keyboard spielenden Sohn diese Kapelle ins Leben gerufen. Für

Jacky eine willkommene Gelegenheit. Mitte August bricht er seine Zelte in Schönebeck

ab. Da man mit diesem Problem seit längerem konfrontiert ist, kann Gottes Vieh nahtlos

einen neuen Schlagzeuger willkommen heißen: Norman Wandiger, Ex-Drummer der

Trashmetalband PERVERT SERVICE, gibt am 11. August 1997 seinen Einstand.

Der oftmals keinen Schlaf findende Klaus Herz nutzt eine derartige Gele-genheit und

macht sich neugierig daran, einige der Gottes Vieh-Texte zu übersetzen. Nach zwei

Stunden ist der des Englischen mächtige Taster fertig und zerschlagen. Nun kann

er erst recht nicht an Ruhe und Entspannung denken. Es liegt auf der Hand: Neben

den teilweise neu zu arrangierenden Titeln gilt es außerdem noch an den Zeilen zu

arbeiten. Diesbezüglich unternehmen sie Anstrengungen das Textmaterial definitiv in

Form zu bringen. Thomas, der ab August an der Volkshochschule Schönebeck einen

Sprachkurs belegt, kann für die notwendige Überarbeitung seine Englischlehrerin

überzeugen. Zusammen mit Velicia Chartier einer kleinen in Kalifornien geborenen

Mulattin, verbringt die Band oft nach den Proben einige wohlige Stunden im

»Stadtpfeifer«, einer Schönebecker Irish-Pub-Kneipe. Ihrer Kompetenz ist es zu

verdanken, dass bald schon den Lyrics die notwendigen Korrekturen widerfahren.

Klaus H.: „Sie hatte schöne Haut, trank Milchkaffee und einige am Nebentisch

sitzende Jungnazis machten große Augen.“

Ende September taucht ein gewisser Oliver »Feedback« Struve, seines Zeichens

Tontechniker diverser Schönebecker Bands, auf einer Probe auf. Er ist Initiator

einer neuen Veranstaltungsreihe und will GOTTES VIEH für einen Gig engagieren.

Man sagt zu und beginnt sich fortan auf den bevorstehenden Termin vorzubereiten.

Zu diesem Zeitpunkt sucht die Band eine neue Räumlichkeit. Der alte Probekeller,

in dem infolge ungestümer Gewitterregen zuweilen das Wasser steht und hierdurch

eine Endstufe ruiniert wird, ist unzumutbar. Der Erfolg stellt sich ein und sie mieten

sich in eine Katakombe im Gebäude eines ehemaligen agrarchemischen Betriebes

ein. Eigeninitiative ist nun angesagt. Der Einbau einer neuen Treppe macht sich

erforderlich und mit einer feuerfesten Stahlpanzertür wird die Verschlusssicherheit

ihres neuen Proberaumes auf ein Optimum gebracht. Mittels alter Europaletten auf

denen Spanfaserplatten geschraubt werden, schaffen sie sich eine 20 Quadratmeter

große Bühne inklusive Schlagzeugpodest. Die komplette Elek-trik wird modernisiert

und zwei Ölradiatoren sorgen für ein angenehmes Klima.

Thomas lässt kein gutes Haar an Andi. Denn dessen Bass hängt an einem recht

individuellen Gurt: Ein grüner Paketfaden, lieblos verknotet mit dem Instru-ment.

Unter diesem ist ein Stück Styropur geklemmt, um die Schulter zu schonen. Auch

kritisiert er Andis Lieblingspullover. Rot-schwarzes Rautenspiel. Ein Stück aus den

Siebzigern. Darin holt er Tag für Tag seine Brötchen und sitzt in der Stamm-kneipe.

Mitunter sieht man ihn sogar damit auf einer Bühne.

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