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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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2001/02: Gottes Vieh

Ein Musik, Malerei und Literaturprojekt, dessen Konzeption Micky ausarbeitete

und bei dem der Maler agiert, die Band spielt und Jemand, in diesem Fall

Udos Tochter Sabrina, rezitiert. Verarbeitet wird Mickys surrealistischer Text

»Seelentore«. Hier umgehen traumhafte Ideenassoziationen, Schweifenlassen

der Sinne, Schwebezustände zwischen Schlafen und Wachen und Traumanalysen

die Kontrollinstanzen der Vernunft und gewähren den Zugang in ver-borgene

Gedankenwelten. Die Musik zum Text ist pure Improvisation. In D-Moll. Geradezu

zwei Mal probten sie an dieser runden halben Stunde. Man tat sich schwer, mancher

Musiker hielt dergleichen sogar für Scharlatanerie. Es wird durch Takte und Sätze

gestolpert. Zur Premiere jedoch läuft man zur Höchstform auf. Das Am-biente des

Ortes, die Gunst der Stunde - potentielle Faktoren für ein gelungenes kollektives

Stegreifspiel. So weit wie möglich konvertiert man Textpassagen in Musik und

die Rezitationspausen erscheinen durch hier aufgenommene Rhythmen überaus

interessant. Überdies schult diese Art des Musizierens das Zusammenspiel sowie das

aufeinander Ein-, bzw. Zugehen.

Uwe B.: „Es war ja alles schön und gut, aber Geld verdient man nur bis zum siebten

Bund.“

Der Künstler bepinselt acht kleinere quadratische und auf Rahmen gezogene Leinwände.

Niemand weiß damit etwas anzufangen; Text und Musik tun ihr Übriges.

Nach einer knappen Stunde setzt Herr Müller dann alles zu einem Gebilde zusammen.

Ein paar Fantasievolle im Publikum meinen eine Art Teufel zu erkennen.

Nach der Aufführung befragt ein Journalist der lokalen Presse den Künstler. Herr

Müller hält hierbei in der rechten Hand seinen Pinsel, mit dem er noch etwas sein

Werk korrigiert. Die Linke umfasst eine Flasche Rotwein, welche er sich oft genug

während des Interviews an die Lippen führt und lallend seinen künstlerischen

Standpunkt vertritt. Auf der Heimfahrt, Udo fährt mit seinem Polo voraus, werden

die Musiker mit dessen schlingernden Fahrstil konfrontiert. Micky zeigt sich im

Nachhinein nicht ganz zufrieden, denn eigentlich sollte der Verlauf des Happenings

in eine andere Richtung gehen. So hätte er gerne die Rezitatorin auf einer an langen

Seilen hängenden Schaukel gesehen. Mit entsprechendem Funkheadset, gekleidet

in einem kurzen weißen Brautkleid. Auch sollte sich der Malermeister am Ende des

Spektakels in den tiefer gelegenen Zugang zum Solebrunnen den Kittel vom Leibe

reißen während ihn die Musikanten mit Farbe bewerfen. Schreiend sollte er sich

dann in seinen Farbtöpfen wälzen.

Udo Müller: „Das Schönebecker Publikum war noch nicht so weit.“

Udo Müller ist zu dieser Zeit in Quedlinburg tätig. Er hilft mit seinen Pinseln und

handwerklichem Geschick bei der Sanierung des dortigen Schlosses. Obendrein

erhielt er noch einen kleinen »Nebenauftrag«.

202

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