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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Sie kommen gerade noch dazu das Repertoire umzustellen, als sich der allzu große

Lärmeinfluss auf die Nachbargrundstücke auswirkt. Eine ältere Dame bezeichnet in

ihrer Beschwerderede den Klang von Rainers oft mittels Tonabnehmer und Verzerrer

entfremdetes Saxophon, als »scheußliches und urzeitliches Mammutgebrüll«. Man

räumt aus.

Am 1. August ist Micky zu Jacky Kleins 25. Geburtstag eingeladen. Zusam-men

mit Peitsche Schnitzeler trifft er in einem Garten in Salzelmen auf ehemalige

Musikerkollegen des Jubilars. Jemand aus dieser Garde namens »Awatsch«, seines

Zeichens Schlagzeuger bei den UNBEKANNTEN, erscheint bereits mächtig

angeheitert. Mit dem laufend wiederholenden Satz „Das prickelt!« auf den Lippen,

durchwühlt dieser die Plattensammlung von Bernd »Affe« Schilanski, dem Ex-

Trommler von OPUS 66. Bald schon kommt ihm das sich zwischen anderen

Kostbarkeiten befindliche »Thick As A Brick«-Album von JETHRO TULL unter.

Definitiv hält er es für eine Zeitung die er verkehrt herum haltend zu lesen versucht.

Jemand weist ihn darauf hin und nun erkennt er auch die in fremder Sprache

verfassten Artikel. Ärgerlich und nicht ganz geschickt schlägt er die »Zeitung« zu

und mit den Worten: „Alles englisch nur, noch nicht einmal ein Kreuzworträtsel

dabei!“ lässt er die LP über den Rasen flattern. Micky kommt unterdessen mit dem

Jazzgitarristen Horst »Charly« Dietrich ins Gespräch. Von ihm bekam er einige

Jahre zuvor eine »Jazz-Gitarrenschule«. Während Awatsch noch einmal losdüst,

um »Weiber zu organisieren«, hört Micky fasziniert sich Charlys Miles Davis-

Scheibe »Miles Smiles« von 1966 an. Der Abend geht dahin, die Gesellschaft wird

um einiges lustiger. Ein Gast kommt auf den Gedanken mit dem Luftgewehr des

Gartenbesitzers Meiki Meyer, auf die Rosen zu ballern. Erzürnt stoppt dessen Mutter

dies durch Beschlagnahmung der Waffe. Aufgebracht gibt sie zu verstehen, dass man

die Blumen etwas langstieliger hätte abschießen sollen, um wenigstens noch einen

Zweck in einer Vase erfüllen zu können. Das bejahrte und unbeleuchtete Trockenklo

auf dem Hof droht unterdessen in einem Ozean aus Urin zu ertrinken. So stellt sich

Peitsche nur noch suggestiv in die offene Tür. Zielen und vor allen Treffen sind nicht

mehr angesagt, das Gros der Geladenen ergießt sich eh schon auf die Beete. Gegen

zwei Uhr beendet Frau Meyer das Jubiläum in der Geyerstraße.

Zwei Wochen später besuchen Klaus, Ecki, Micky und einige Kumpane die

Salzelmener »Pfänner-Klause«. Es ist üblich, als Auftakt zur Zecherei, einen

persönlichen Obolus auf den Tisch zu legen. So wird die finanzielle Situation

transparent und ein Konsumlimit festgelegt. Zwölf Mark und fünfundsiebzig sind

dann gegen 22 Uhr aufgebraucht und es wird nach der Kellnerin gerufen. Während

des Abkassierens ordnet diese etwas ungelenk die Banknoten ihrer Börse und

macht sich daran das Hinterzimmer der Gaststube in dem sich die Runde befindet,

zu verlassen. Noch bevor sie um die Ecke verschwindet, verliert sie einen grünen

Geldschein. Gierige Augen fixieren die zu Boden segelnde Banknote. Unverzüglich,

die Kellnerin ist gerade außer Reichweite, poltern mehrere Stühle um. Wettkampfartig

stürzen sich nun drei bis vier noch immer durstige Kehlen auf diese. Ein Zwanziger!

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