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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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1985: Team 77

Nun dreht der K3 das Feuerrohr aus der Bodenplatte um es anschließend ankippen

zu können, während der Ladeschütze das Zweibein stabil hält. Langsam rutscht nun

der Sprengkörper heraus. Ihn aufzufangen ist Mickys Job. Behutsam trägt er danach

das Geschoss ca. 50 Meter voraus, legt es ab und schlägt neben an dessen Standort

ein rotes Fähnlein in den Boden. Die nächste Granate erweist sich gleichfalls als

Niete. Soldat Hennemann wird jetzt schon etwas mutiger. Um einiges salopper

bringt er diese nach vorn. Die Nummer fünf wirft er sogar zum Ablageort. Sämtliche

Munitionskisten werden durchprobiert, alles nur Fehlzünder. Über Funk fordert man

schließlich einen Werkstattwagen der NVA an. Kurzerhand sägen dessen Techniker

eine der Granaten auf um festzustellen, dass bei allen der Zündkanal unterbrochen

ist. Erste Rückschlüsse werden gezogen. Die Munition wurde im Jahre 1943 in der

Sowjetunion produziert und es ist davon auszugehen, dass deutsche Kriegsgefangene

die Munition sabotierten. Nach zwei Stunden erhält die Batterie neue Munikisten.

Deren Inhalt stammt von 1953 und funzt.

Ende des Jahres lernen Mario und Micky Maskottchen alias Klaus-Peter Müller

kennen. Dieser lebt zusammen mit seiner achtzigjährigen Großmutter in einer

2-Raum-Wohnung in der Wilhelm-Hellge-Straße. Mit ihr teilt er sich das Doppelbett

im Schlafzimmer über dem an der Wand ein riesiges Poster der Band MOTÖRHEAD

prangt. Der Peter besitzt einen umfangreichen Fundus an Langspielplatten. Sie

borgen sich einige Scheiben, überspielen sie auf ihre Tonbandgeräte, bringen sie

zurück und nehmen wieder Neue mit. Sie staunen nicht schlecht, als die Sammlung

von Woche zu Woche an Quantität verliert. Maskottchen verschlitzt sie nach

und nach. Denn er braucht Geld für Alkohol. Der Job in einer Salzelmener Tierbesamungsanstalt

allein kann seinen Konsum nicht finanzieren. Und er trinkt. Viel.

Vor einigen Wochen zechte er mit einem Saufkumpan in der Kleingartensparte »Am

Holländer«. Da es wochentags war, erdreistete sich der Wirt die Gartenkneipe bereits

um 22 Uhr zu schließen. Die zwei mussten nicht ganz freiwillig das Lokal verlassen.

Man nahm noch einige Flaschen Pils mit und tat sich weiterhin in der Gartenanlage

gütlich. Nach einer guten halben Stunde konnten sie beobachten, wie der Kneiper

sein Lokal abschloss und von dannen zog. Die Zeit war gekommen das Schloss am

Hintereingang zu knacken. Gleich hinter der Tür lagerten mehrere Fässer. In jedem 40

Liter Bier. Eines wurde gekidnappt. Und das rollerten sie nun die fast drei Kilometer

bis zu Peters Wohnung vor sich her. Dort wuchtete man es die Treppen hoch und

versuchte es zu öffnen. Alles recht lautstark, so das die aufgewachte Großmutter die

Stube betrat. Noch ehe sie ihrem Erstaunen Ausdruck verliehen und den Mund öffnen

konnte, schob Maskottchen sie in die Schlafstube zurück. Als er die Tür abschloss,

begann sie zu wettern. Aber da hatte der Kumpel bereits den Plattenspieler aktiviert:

Lammy schrie »The Ace Of Spades«. Jetzt wollte Peter es wissen und holte Hammer

und Meißel aus dem Keller. Brachial fuhrwerkte er damit am Drehverschluss des

Fasses herum. Doch dessen Transport hatte einen gehörigen Innendruck erzeugt. Als

erstes flog der Deckel durch das Zimmer. Druckvoll und im hohen Bogen schoss

der Gerstensaft ihm nach. Mit den Händen versuchten sie den Schwall aufzuhalten.

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