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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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In Bansin auf der Insel Usedom finden sie sich dann endlich zusammen: Ecki

Grimpe, Bulli Bugschat, Jockel Schröder, Roland Fenner, Peitsche und Micky

veranstalten in der Ostsee eine zünftige Quallen-Schlacht. Mit aller Wucht werfen

sie sich die Nesseltiere gegenseitig an die Köpfe. Diese zerplatzen chancenlos

und ihre schleimigen Einzelteile setzen sich in den langen Haaren fest. Tagelang

werden diese nach Fisch riechen. Mit freien Oberkörpern lagern sie 30 Meter vom

Meer entfernt am Fuße der Steilküste. „Unerhört, schämt euch etwas!“ rufen ihnen

einige am Ufer vorüberspazierende Urlauber, die sie für Mädels im Evakostüm

halten, zu. Die Nacht wollen sie am Strand verbringen. Doch sie haben weder

Decken geschweige Schlafsäcke mit dabei. Sie zünden ein Feuer und legen sich in

den Sand. Als erste schlagen die Mücken zu, danach die doch recht kühle Nacht.

Um 5:30 Uhr verlassen sie die Unwirtlichkeit und tauchen später im Seebad auf.

Dieser Tag wird ein sonniger und man gammelt auf der Strandpromenade herum. Im

Gänsemarsch traben sie weiter in Richtung Schloonsee. Als sie die Kurverwaltung

passieren, werden sie von einer zivilen Gestalt die mit ihren Extremitäten gleich

einem Verkehrspolizisten herumfuchtelt, in diese hineingelotst. Sie sähen aus wie

Zigeuner macht man ihnen dort deutlich, der Ruf der Urlaubermetropole stehe

auf dem Spiel. Sie sollen sich gefälligst auf einen Zeltplatz scheren. Der Hiesige

in Bansin ist ausgebucht und so bringt sie die Bahn ins benachbarte Ückeritz.

Natürlich stellt niemand ihnen dort einen Zeltschein aus, fehlt ihnen doch jegliches

Camping-Equipment. So schlagen sie sich weiter nach Westen und verbringen die

kommende Nacht in einem Buchenwald direkt an der Steilküste. Pünklich zum

Frühstück werden sie verhaftet. Eine bewaffnete Patrouille der Volksmarine bringt

sie auf das nächste Polizeirevier. Dort werden nicht nur des Ortes und der Insel

verwiesen. Die Volkspolizisten verdeutlichen ihnen, dass sie sich gesetzwidrig ohne

Aufenthaltsgenehmigung im Grenzbezirk Rostock aufhalten. So bekommen sie bis

Ende 1974 für diesen Hausverbot ausgesprochen.

Klaus ist es, der im September einen Proberaum in seinem Lehrbetrieb, dem

Traktorenwerk in der Leninstraße, organisiert. Zusammen mit einem Freund Rainers,

dem Trompeter und Tenorhornisten Frank Köhler, ziehen sie auf den Dachboden

der »Staatlichen Leitung« besagten Betriebes. Kurz darauf geht es aus technischen

Gründen, in das »Technische Kabinett« unter dem Dach des Sozialgebäudes. Hier

kommt es dann zum zweiten Gig von Gottes Vieh. Am Abend des 15.11.1974 begrüßt

Micky auf dieser Lehrlingsfete das Publikum: „Wer seid ihr? Hat die Welt euch da

draußen verstoßen? Hier ist eure Familie… ich bin euer Vater!“ Anschließend geben

die Musiker ihre neuesten Werke zum Besten: »Fluchtversuch«, »Der Traum« und

»Missstand« welche, die Lehrlingsproblematik aufgreifend, zum Favoriten des

Abends wird. Die Meute rast und die Band steht in Flammen.

Da man es mit der Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung nicht allzu genau hält, wird

die Band nach einer Auseinandersetzung mit dem dort ebenfalls trainierenden

Schachklub, tief in den Keller delegiert.

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