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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Alkoholkonsum ab dem 16. Lebensjahr, so schreibt es die Jugendschutzverordnung

der DDR vor. Doch in der Regel reicht es, seinen Personalausweis sichtbar in der

Gaststätte hochzuhalten. Die Bedienung weiß dann Bescheid und stellt einem ganz

unproblematisch das Glas Glas Bier vor die Nase. Besagtes Dokument bekommt man

im Alter von 14, doch niemand macht sich die Mühe, in diesem das Geburtsdatum

zu überprüfen.

An einem grauen Novemberabend kommt den „Landtramps“ eine blendene Idee.

Zusammen mit einigen Freunden wollen sie eine zünftige Kneipentour zelebrieren.

Der Weg zum Ziel ist es, sich in möglichst vielen Wirtshäusern ihrer Stadt jeweils

ein kleines Glas Pils zu gestatten. Ihr Vorhaben ist groß, so auch die Anzahl ihrer

Etappen. Die Liste ist lang, doch ihre Kondition eher eine schwächliche.

Zuerst kehren sie in die „Eiche“ in der Welsleber Straße ein. Für Micky kein

unbekannter Ort, erkennt ihn hier doch sofort deren Kneiper. „Du Lausebengel,“

ist seine Begrüßung „heute spielt das Radio nur meine Musik!“ Das Glas ist

hier schnell geleert und sie traben weiter zum „Feldschlößchen“. Auch hier ist

Micky kein Unbekannter, erfrischte er sich hier bereits im letzten Jahr an einem

„Ententeich“. Das „Mitropa“-Bahnhofsrestaurant ist der nächste Stopp. Hier

kommt der kleine Hunger auf und sie bestellen sich zum Bier Bockwurst, Senf und

Kartoffelsalat. Gegenüber befindet sich die Spelunke „Zur Eisenbahn“, doch die

ist ihnen zu suspekt. Das dortige Klientel setzt sich aus Asozialen, Schlägern und

Kleinkriminellen zusammen. Darum macht man lieber einen Bogen. Sie schlendern

weiter, an den Geschäften der Innenstadt vorüber. „Zur Quelle“ heißt die nächste

Absteige. Hier geht es hoch her und räudig zu. Als sie den gastraum betreten, kommt

ihnen ein Trunkener entgegen, der offensichtlich genug hat. Es ist laut und die Luft

zum Schneiden, schnellstens wird der Gerstensaft verputzt. Selbst nicht mehr ganz

sicher auf den Beinen erreichen sie schlussendlich den „Schwarzen Adler“ in der

Geschwister-Scholl-Straße.

Am Tag darauf ziehen die LANDTRAMPS in eine ungeheizte, nicht mit Strom

versorgte Gartenlaube. Hier in der Salzelmener Gartenstraße lassen sie ihrer

Kreativität freien Lauf.

Bernd G.: „Wir hatten eine unzureichende Technik, wohl aber unglaubliche Ideen

und eine noch enormere Motivation.“

Bevor sie auf ihren Gitarren autodidaktisch die ersten Kopfgriffe erarbeiten, bedient

man sich einer originellen Raffinesse. Micky, der schon seit einiger Zeit mit den

»Open Tunings« experimentiert, stimmt die Saiten seines Instrumentes um. Leer

angeschlagen, erzeugen sie nun einen E-Dur Akkord. Von oben setzt er seine linke

Hand auf das Griffbrett. Mit dem Zeigefinger greift er über dieses, und so erklingen

seine ersten Dur-Harmonien. Aber es gibt auch Lieder mit Mollakkorden. Folglich

stimmt Klaus seine Gitarre analog hierzu in dieser Tonart. So praktizieren die zwei

eine sonderliche Spieltechnik.

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