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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Über Mario der sich kleinlaut meldet, bricht

ein Donnerwetter herein. Ihm wird zur

Last gelegt, die Scheibe während der Fahrt

heruntergedreht, seinen Kopf herausgesteckt und

sich dann unbemerkt übergeben zu haben. Erwin

berichtet an dieser Stelle von einem schwer zu

definierenden öligen Film am hinteren Kotflügel.

Diesen konnte er regelrecht abziehen.

Erwin H.: „Wer nüscht hat, braucht sich um

nüscht‘n Kopp zu machen.“

Nicht zu vergessen, was sich an diesem Abend

hinter der Bühne abspielte. Günter, mit leichten

Herzproblemen vorbelastet, bekam von seinem

Hausarzt die falschen Medikamente verschrieben.

Günter, Christine & Micky

Nachdem er am Mittag zwei dieser Tabletten

eingenommen hatte, ging es ihm alles andere als

gut. Dennoch ließ er sich nicht davon abbringen, wahrhaft in etwas anderer Form,

seinen Part zu bestreiten. In einem mitgebrachten Liegestuhl neben dem sein Mikround

Notenständer stand, sang und spielte er hinter der Bühne so gut es ging zu seinen

vor dem Vorhang musizierenden Kollegen.

Während der Karnevalsaison 1988 treten sie als »Damenkapelle« auf. Günter in

Mutters Küchenkittel. Jürgen in roten, hochhackigen Pumps und schulterlanger

Zweitfrisur in Blond. Erwin in einem überdimensionalen, mit Wollknäuel gefüllten

BH. Micky frech im Mini mit Strapsen und schwarzen Nylons. Und der hat für den

Einmarsch der Band eine Überraschung vorbereitet. Mit karminroter Wasserfarbe

imitierte er beidseitig auf einer Menstruationsbinde Größe »Stullenbrett« jene

charakteristischen Flecke. Beim Ruf des Elferratsvorsitzenden: „Woll‘ mer ‘se

reinlasse?“ klemmt er sich diese prekäre Angelegenheit zwi-schen die Schenkel.

Dann vollzieht er mit den anderen im Gänsemarsch hinter dem Akkordeon spielenden

Erwin, den Einzug. Auf halbem Wege zur Bühne macht er einen größeren Schritt, um

zielbewusst seine Fracht zu verlieren. Für jedermann wahrnehmbar, liegt sie nun in

ihrer ganzen Herrlichkeit auf dem Tanzflächenparkett. Abscheu, Neugier, Inspiration

oder Ignoranz, dass Publikum scheint geteilter Auffassung zu sein. Natürlich wird

Micky vom Karnevalspräsidenten ins Gebet genommen. Sie wäre doch etwas

unsittlich, die Sache mit der Binde; er möge sich beim nächsten Mal von dieser

Manier distanzieren.

Im Sommer 1988 gibt der langjährige Keyboarder und Gründer der Band Erwin

Hübsch zu verstehen, dass er aus gesundheitlichen Gründen seine Mitarbeit in der

Gruppe einzustellen gedenkt. Zusammen mit ihm schlug man sich durch Höhen und

Tiefen.

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