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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Eine Angestellte eines privaten Sicherheitsunternehmens droht damit ihren Schäfer.

hund von der Leine zu lassen. Man ignoriert sie, lacht sie aus. Bald schon zieren

zahlreiche Transparente wie »Schwerter zu Pflugscharen!« und »Kriegsschiffe sind

keine Handelsware!« die Deckaufbauten. Auf einem Landungsboot greift sich Micky

acht bis zehn wie ihm scheint militante Aktivisten. „Blickt in die Vergangenheit,“ klärt

er sie auf, „nette Sprüche haben noch nie etwas bewirkt. Nur Taten sind sinnvoll.“

Und mit einem auffordernden „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ führt er sie

schließlich auf die Brücke. Hier zieht er mehrere Einschübe aus den Schaltschränken

heraus. „Vor uns liegt das Herz des Ganzen. Wenn wir es töten, tötet wir das Böse.“

Sie fühlen sich überzeugt und treten mit ihren Springerstiefeln die vorwiegend auf

Röhrentechnik basierende Elektronik zu Glasbruch.

Olaf Maischerek ist es, der ihnen einen heißen Tipp gibt. Die ihm bekannte und

sich aufgelöste Heavymetalband GELBKREUZ besaß einen Trommler, der sich

seiner Meinung nach bestens für diese verwickelte Musikrichtung eignen würde.

Den Hinweis nachgehend wird man fündig. Der aus Tornitz kommende Matthias

Engel zeigt sich Ende August 1993 begeistert. Die Beschaffung einer Arbeitsräumlichkeit

ist allerdings mit einigen Mühen verbunden. Ein Raum in dem total

verlotterten Jugendklub in Werkleitz stellt sich als Flop heraus. Schließlich finden sie

Zuflucht im Barbyer »Haus der Begegnung«. Dieses Domizil, um einiges feudaler

eingerichtet als der schimmelige Keller des Pionierhauses, teilt man sich mit der

Band FENSTERSTURZ.

Am 18. Oktober findet hier die erste Probesession mit Jana am Bass, Matthias am

Schlagzeug und Micky an der Gitarre statt. Mat Lewy ist nun nicht mehr dabei,

schrieb er sich doch am Monatsanfang zum Studium in Berlin ein.

Jana und Micky, sich selbst als musikalisch-kreativen Schaffenskern betrachtend,

machen sich nunmehr Gedanken um eine Namensgebung. Vieles wird durchgegangen

und ebenso viel verworfen. Dann die akzeptabelste aller Ideen. (Am 4. Februar 1973

hatte sie schon einmal ein Ecki Grimpe.) Sie fassen den Entschluss, die Band »Gottes

Vieh« zu taufen.

Jana H.: „Uns blieb nichts weiteres übrig. Das traf es.“

Musikalische Absichten formen sich erst zu bizarren Gebilden. Wo auch immer

hinter der Dunkelheit erwartet man die »Erleuchtung«. Den Punkt, von dem aus es

kein Zurück mehr gibt. Das ist der Punkt den man erreichen muss. The point of no

return. „Ein Großteil der musikalischen Kreativität liegt darin begründet,“ so sieht

es Micky, „sich zwar durch fremdes Gut inspirieren zulassen, aber vorrangig sollte

eigenes geistiges Potential des Unterbewusstseins mit einbezogen werden. Es ist

mitunter nicht immer sinnvoll, kopierte Gitarrenriffs als Basis für eigenes Material

nutzen zu wollen. Resultierend aus dem virtuosen Unvermögen der Anfangszeit,

war ich nie der große Kupferer. Dies zwang mich, ausschließlich auf vorhandene

Fähigkeiten meiner selbst zurück zu greifen.“

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