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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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1988: Team 77

Der kühle Gerstensaft der sich prächtig über ihren

Körper verteilt, macht sie schlagartig nüchtern. Rache

ist süß.

Am 16. November ersteht Micky in Magdeburg ein

neues Instrument. Eine »Musima MH-S« in Rot. Sie

klingt per zwei Humbucker-Tonabnehmer um einiges

moderater als die Fender Mustang.

Musikalisch geschieht in der nächsten Zeit beim

Team 77 nichts Nennenswertes. Man covert fleißig

englische und deutschsprachige Hitparadenstürmer, der

Terminkalender der Band ist manierlich gefüllt und die

Gigs nur Alltag und Routine. Die jährlich stattfindenden

Faschingsveranstaltungen bringen Spaß und

Mayo Brauer

willkommene Abwechslung. Am Ende einer

solchen Mugge kommt es beinahe zum Herzinfarkt

des Keyboarders. Es ist 2.00 Uhr morgens und die mehr oder weniger angeheiterten

Musiker befinden sich in ihrer Garderobe. Sie sind in Feierabendstimmung und

im Begriff ihr »ziviles« Outfit anzulegen. In der Absicht allen einen Gefallen zu

bereiten, ordert Erwin zehn frischgebrühte Tassen Kaffee in der Kneipenküche.

Jedoch niemanden scheint zu dieser Stunde der Sinn sowohl der Appetit nach dieser

Art von Getränk zu stehen. Nonchalant ignorieren trotz bittender Animation, seine

Mitkämpfer das auf dem Tisch befindliche Tablett. Kopfschüttelnd und geradezu

erbost lässt sich nun der gönnerhafte und fürsorgliche Kapellenchef Tasse für Tasse,

mittlerweile abgekühlt, schmecken. Er kommt bis Numero sieben. Dann zeigen

sich symptomatisch erste Beschwerden. Herzflattern. Atemnot. Akute Transpiration

kalter Natur. So will er wohl doch nicht aus dieser Welt scheiden und als ganzer

Mann kämpft und bezwingt er die herannahende Asystolie. Fazit dieser schweren

Minuten: Wenn einmal wieder Kaffee, dann aber nur Kaffee-Edellikör.

Mario Brauer ist auf dem Gebiet der Unterhaltungselektronik vorteilhaft bewandert.

Er vermag gut mit dem Lötkolben umzugehen und kümmert sich um die technischen

Belange der Band. Ab und an ist er mit auf Achse. Da kommt es schon einmal vor,

dass eine Endstufe die während eines Gigs ihr Leben ausgehaucht hat, noch in der

Nacht durch ihn repariert werden muss. Das schafft er trotz seines hohen Alkoholspiegels

mit Links, denn zum nächsten Vormittag wird die Elektronik für einen

Frühschoppen wieder benötigt.

Eine im Harz stattfindende Veranstaltung fällt für die nicht Pkw fahrenden Musiker

recht feuchtfröhlich aus. Alles andere als lumpen lässt sich der hier feiernde

Schützenverein nebst Jägerchor und tafelt gehörig auf. Zum gespickten Rehbraten

wird reichlich Bier und Kräuterlikör gereicht. Am kommenden Nachmittag geht es

zur Mugge in die Altmark. Vor der Abfahrt hat Erwin noch ein gehöriges Hühnchen

mit den anderen zu rupfen. Er verlangt darüber Auskunft, welcher Bastard auf der

Heimfahrt hinten links in seinem Auto saß.

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