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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Der virtuosere Andi Päßler tritt an Eckis Stelle. Dieser muss am 3. November zur

NVA. Von August bis Ende des Jahres probt die nun etwas veränderte Besetzung:

Rainer Schulz

ts

Peter Volz

keys

Wolfgang Strasburg g

Andi Päßler

b

Klaus Wehrmann dr, voc

Im Mai 1977 wird sich auch noch Klaus Wehrmann zum Antritt seines Wehrdienstes

verabschieden. Die Kapelle löst sich auf. Zu dieser Zeit macht das Gerücht die

Runde, die Band sei einer konzertierten Aktion zum Opfer gefallen. Das exakte

Timing der Einberufung der Gottes Vieh-Stammbesetzung im halbjährigem Turnus

die in vielerlei Hinsicht auch politisch kein unbeschriebenes Blatt war, lässt hier

einen begründeten Verdacht aufkommen. Ein »Zwischenfall« der dieses noch

unterstreicht, ereignete sich bereits Anfang 1975. Eines Nachmittags hielt ein

Streifenwagen der Deutschen Volkspolizei vor Mickys Wohnung. Man forderte

ihn unter dem Vorwand auf, vorangegangene Nacht einige seiner Freunde wegen

eines Mopeddiebstahls inhaftiert zu haben, mitzukommen. Auf großem Umweg, sie

hielten zwischendurch noch in der Betriebswache des »VEB Sprengstoffwerkes«,

erreichte das Fahrzeug schließlich das Polizeipräsidium. Hier erfuhr Micky das

man ihn lediglich zwecks Zeugenaussage vorgeladen habe. Da er niemanden in

seinem Bekanntenkreis einen »Moped-Knack« zutraute, erwachte in ihm ein leiser

Verdacht. Nur wenige Tage zuvor wurde er von seinem Meister am Arbeitsplatz

angesprochen. In einem vorsichtigen Gespräch meinte dieser, dass sich zwei Herren

in Zivil über ihn erkundigt hätten. Er möge doch sehr vorsichtig mit eventuellen

politischen Äußerungen sein. Im Polizeihauptquartier ließ man ihn eine gute Stunde

warten bis er endlich in ein Büro der Kriminalpolizei hereingerufen wurde. Eine

zivile Gestalt saß dort an einer Schreibmaschine. Eingespannt ein Blatt mit dem

bereits geschriebenen Wort »Erklärung«. Der Beamte erkundigte sich nach Mickys

eventuell vorhandenen Problemen mit seinem Leben in der Gesellschaft. Bald schon

wurde er direkter: Micky soll sich in einem Bierlokal geäußert haben, die DDR auf

illegalem Wege verlassen zu wollen. Selbstverständlich bestritt dieser alles auch

die ihm, wahrscheinlich als Kompromisslösung angebotene Tatsache, er wolle ja

nur einmal »Camping in Kanada« machen wollen. Unterdessen tippte der Typ rasch

noch ein paar Zeilen und reichte ihm schließlich den A4-Bogen.

Micky: „Ich unterschrieb das ich ein vollauf zufriedener, ohne jegliche Sorge um

seine Zukunft, sein Vaterland liebender und staatstreuer Mensch sei, der seine Rolle

in der Gesellschaft akzeptiert.“

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