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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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„Game over!“ ruft ihnen Micky mit seiner Mpi im Anschlag zu. Doch das wollen

sie keinesfalls wahrhaben. Ein Oberleutnant raucht Micky sogar zusammen. Was

ihm denn einfalle, sich von der Truppe zu entfernen. Obendrein habe die Übung erst

begonnen, er solle sich gefälligst zu seiner Einheit zurückscheren. Micky versteht

nicht so ganz und kann sich ein „Schlechte Verlierer!“ nicht verkneifen.

Aus einem Kurzurlaub kommend, bringt Micky seine Bassgitarre mit. Das »GUvD-

Stehen« fällt ihm nun um einiges leichter. Des Nachts von 2:00-6:00 Uhr sitzt er an

einem Schreibtisch auf dem Flur. Um die Lautstärke des Instruments zu erhöhen,

lehnt er es an die Tischplatte, die er so als Resonanzkörper nutzt. Die Noten der

einzustudierenden Titel liegen vor ihm. Besucht ihn ein Vorgesetzter auf seinem

Kontrollgang, staunt dieser nicht schlecht. Micky hat zu tun. Verdichten sich doch

die Pläne, dass er nach seiner Armeezeit in eine Tanzkapelle einsteigen wird. In die

Truppe seines Schwiegervaters. Der Nachfolgeformation des »Tie-Hü-He-Le-Mü-

Quintetts«. Nein, die hatte sich keineswegs der chinesischen Folklore verschrieben,

die Kürzel verrieten lediglich die Anfangssilben der jeweiligen Familiennamen

ihrer Musiker. Das »Team 77« tritt momentan ohne Bassisten auf und nach seiner

Entlassung am 26. Oktober 1977 soll Micky das ändern.

Im November 1976 suchte die Band einen neuen Schlagzeuger. Micky wartete

damals mit einem Tipp auf. Doch mit Klaus Wehrmann schien es nicht klappen zu

wollen. Die erste Probe sollte für ihn die letzte sein. Natürlich konnte er sich nicht

mit diesem musikalischen Genre identifizieren. Doch die zu erwartenden Gagen

lockten, immerhin stand der Karneval mit vielen Terminen vor der Tür. Nach der

ersten Probe lud der Kapellenleiter zu Kaffee und Kuchen ein. In der Küche zeigte

Erwin dem Klaus ein auf der Anrichte liegendes Bündel. Zuerst verstand dieser nicht

recht und ließ sich aufklären. Die Musiker wollten für die Zeit des Faschings in

Schottenkostümen auftreten, er sollte schon mal seinen Rock anprobieren.

Klaus: „Ich verschluckte mich am Bienenstich und offerierte ihm, dass ich dazu

nicht bereit wäre. Da es keinerlei Alternativen gab, verzichtete ich auf eine weitere

Zusammenarbeit.“

Im September wird Micky erneut abkommandiert. Drei Wochen Verladearbeiten in

Haldensleben. Zusammen mit weiteren 30 Soldaten seines Battalions. Am ersten

Arbeitstag steht er im Hof einer Getreidefirma in der Magdeburger Straße. Nach der

Begrüßung durch den Betriebsleiter werden sie in die einzelnen Arbeitssbereiche

eingeteilt. Als acht Mann für den Hafen benötigt werden, melden sich die Großmäuler

unter ihnen. Freiwillig. Machomäßig. Erhoffen sie sich dort den »Duft der großen

weiten Welt?« Hier am Mittellandkanal? Sie werden bitter enttäuscht: 12 Stunden

dauern die Schichten, in denen sie schwere Säcke zu schleppen haben. Dann werden

Fahrer, Schlosser, Dreher und Arbeitskräfte für die Transportkolonne gesucht. Mit

zwei seiner Kameraden steht Micky etwas abseits. Sie sehen ihn fragend an, als er

sich für keinen der Bereiche meldet. Abwarten ist seine Devise.

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