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1974: Gottes Vieh
Eine neue Grundlage für eine weitere Runde Bier,
deren Bestellung eine sich wundernde Bedienung
entgegennimmt.
Mit Jörg trampt Micky dann im Sommer zur
Ostsee. Man steht in illustrer »Daumen-im-
Wind«-Manier an der Magdeburger Auffahrt zur
A2. Sie wollen zu-erst nach Berlin. Es regnet
in Strömen und niemand ist gewillt, sie auch
nur einen Kilometer mitzunehmen. Nach zwei
Stunden haben sie von diesem Kult ihre Schnauzen
voll. Sie begeben sich per Straßenbahn zurück
zum Hauptbahnhof, lösen zwei Tickets und
erreichen am Nachmittag die Hauptstadt. Dort
geht es mit der U-Bahn weiter. Die zeigt sich um
diese Uhrzeit gut gefüllt und Micky staunt nicht
schlecht, als sein Kumpan einen sitzenden alten
Mann anspricht:
Micky und Peitsche,
7. August 1974
„Entschuldigung, sind sie schwerbehindert?“ da dieser es verneint, fährt Peitsche
fort: „Wohl aber ich. Und daher möchte ich sie bitten, ihren Platz zu räumen.“
Seinem Rucksack entnimmt er einen entsprechenden Ausweis und hält ihn dem
Verdutzten unter die Nase. Die Fahrt bis zum Oranienburger Tor verbringt er
nun sitzend. Dort gehen sie über die Fahrbahn direkt in die Chausseestraße 131,
denn hier wohnt der diskutable Liedermacher WOLF BIERMANN. Ihm möchten
sie ihre Aufwartung machen. Speziell Peitsche will mit ihm über einige seiner
Textpassagen ein ernstes Wort reden. Im Treppenhaus kommt ihnen NINA HAGEN
entgegengesprungen. Sie staunen nicht schlecht. Die Wohnung Biermanns öffnet
schließlich ihre Mutter EVA-MARIA HAGEN die vor-gibt, dass Wolf sich bis auf
weiteres im Urlaub befände. Bedauerlich. Mit der S-Bahn fahren sie am Abend
weiter über Basdorf nach Groß-Schönebeck. Hier entscheiden sie die Nacht hindurch
in Richtung Prenzlau zu marschieren. Irgendwann geht es nicht mehr, das Gewicht
ihrer Rucksäcke bekräftigt ihre ohnehin vorhandene Ermüdung. So verlassen sie hier
in der Schorfheide die Fernverkehrsstraße 109 und schlagen sich in ein Waldstück,
um sich bis zum nächsten Morgen auszuruhen. Am nächsten Morgen nimmt sie ein
Fahrzeug in Richtung Küste mit. Kurz hinter Anklam sehen sie einen ihrer Freunde
stehen. Bassist Grimpe sitzt im Straßengraben und löffelt aus einer Zellophantüte
seinen mitgeführten Proviant: Kalte Weißkohlsuppe. Jener stürzte sich bereits einen
Tag zuvor ins Abenteuer. Doch kurz nach Verlassen des Elternhauses, fiel er gegen
drei Uhr morgens einer Volkspolizeistreife in die Hände. Und die brachte ihn jählings
dorthin zurück.
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