Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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wird, was von den Mitgliedstaaten akzeptiert und in welchem Tempo es umgesetzt wird.<br />
Dabei muss festgehalten werden, dass sich die Union selbst eine gewisse Latte gelegt hat,<br />
indem sie Rumänien und Bulgarien 2007 als Beitrittsdatum in Aussicht gestellt hat. Dass<br />
Kroatien bei diesem weiteren Schritt dabei sein will, ist verständlich und nicht ungeschickt.<br />
Andere in Südosteuropa wollen das inzwischen auch. Es muss auch ein österreichisches<br />
Interesse sein, hier eine weitere Strategie zu entwickeln, denn es genügt nicht allein, von<br />
der östlichen Randlage wegzukommen, sondern wirklich in die Mitte des Kontinents<br />
zurückzukehren.<br />
Grenzen vergessen<br />
Die Frage, ob Österreich aktiv zu einer <strong>Politik</strong> des offenen Tors zum Osten beitragen<br />
kann, ist <strong>für</strong> das Land von entscheidender Bedeutung. Alle bisher erörterten Gesichts-<br />
punkte zeigen sehr deutlich, dass Österreich in einem überragenden Ausmaß nicht nur<br />
ein Gewinner der Erweiterung der Europäischen Union ist (wobei das ideell und materiell<br />
zu verstehen ist), sondern auch von einer Offenheit zum Osten profitiert. Dieses Projekt<br />
wird in unterschiedlichen Bereichen liegen, je nachdem ob es künftige Mitgliedsländer,<br />
Partner oder regional kooperierende Staaten sind. Es muss wiederholt angemerkt werden,<br />
dass insbesondere die österreichische Wirtschaft diesen Weg bereits bewusst gegangen<br />
ist. Die <strong>Politik</strong> – das gilt <strong>für</strong> die jeweiligen Regierungen, aber auch <strong>für</strong> die Oppositionspar-<br />
teien – stand jeweils unter dem Einfluss der aktuellen Themen, bei denen insbesondere<br />
bestimmte Medien sehr stark gestaltend wirkten. Ängste spielen eine entscheidende Rolle,<br />
wie etwa die vor Jahren ausgesprochene Vermutung, dass zehn Millionen Russen nach<br />
Österreich kommen würden, wenn sich die Grenzen öffnen.<br />
Umso mehr darf die Frage gestellt werden was Österreich hier tut und was insbeson-<br />
dere Regionen in Österreich grenzüberschreitend tun können, um schließlich mehr und<br />
mehr Grenzen vergessen zu lassen. Zunächst darf nach den materiellen Gesichtspunkten<br />
gefragt werden, wenngleich das nicht der alleinige Grund sein kann. In Wahrheit aber<br />
haben wir an der neuen Entwicklung Europas gut verdient. Das allein aber kann es nicht<br />
sein. Nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart sind ein deutlicher Hinweis<br />
darauf, dass es ein Mehr an Verantwortung gibt, die nur wahrgenommen werden muss.<br />
Die Kulturhauptstadt hat das getan und kann keine Eintagsfliege bleiben, sondern stellt<br />
das Selbstverständnis einer Stadt und eines Landes dar, das traditionell grenzüberschrei-<br />
tend ist. Graz sollte die „Hauptstadt“ dieses österreichischen Engagements werden, bei<br />
dem die Steiermark wieder einmal die Linie vorgeben kann. Viel Erfolg!<br />
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