Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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Maria von Magdala – Apostola apostolorum<br />
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Als Verantwortliche <strong>für</strong> die wissenschaftliche Konzeption der FrauenWEGE <strong>2003</strong> – Auf<br />
den Spuren religiös bewegter Frauen in Graz, dessen Projektkoordinatorin und WOMENT!-<br />
Netzpartnerin die Katholische Frauenbewegung Steiermarks mit Diözesansekretärin Maria<br />
Irnberger war, möchte ich im Folgenden eine konkrete Netzproduktion näher skizzieren.<br />
FrauenWEGE <strong>2003</strong> thematisiert in den Hintergrund und auf Nebenschauplätze der<br />
Geschichtsschreibung verwiesene, in die Nischen des Vergessens gedrängte Grazer Frauen.<br />
Die nicht im Zentrum, sondern abseits des Altstadtkerns befindliche, im Jahr 2000 errich-<br />
tete Kapelle Maria von Magdala in der Wielandgasse 31 steht wie ein Synonym <strong>für</strong> dieses<br />
zu beklagende Faktum. Wer sie betritt, muss sich zunächst auf die Suche nach der Namens-<br />
geberin dieses Sakralraumes begeben. Nur selten wird Maria von Magdala, vom frühen<br />
Christentum als erste Auferstehungszeugin mit dem Ehrentitel Apostola apostolorum aus-<br />
gezeichnet, auf den ersten Blick wahrgenommen. Die Besucherinnen und Besucher dieses<br />
Ortes entdecken sie oft erst nach fachkundiger Anleitung in der von natürlichem Licht<br />
durchfluteten Fensternische seitlich der frontalen Hauptwand. Die von Minna Antova<br />
geschaffene Kapelle im Caritas-Ausbildungszentrum <strong>für</strong> Soziale Berufe in Graz ist einer der<br />
WOMENT! – 20 + 03 ORTE, der den „Prozess der Marginalisierung von Frauen im öffentli-<br />
chen Raum“ 4 sichtbar macht. Die Kapelle ist der erste und nach wie vor einzige sakrale<br />
Raum in Graz und der Steiermark, den eine Künstlerin zur Gänze gestaltet hat.<br />
Die WOMENT!-Netzproduktion FrauenWEGE macht den Teilnehmenden religiös<br />
motivierte(s) Frauen(-Leben), deren Leistungen und Wirksamkeit als (Mit-)Gestalterinnen<br />
des kirchlichen und kulturellen Lebens „vor Ort“ erzählerisch bewusst. 5 Für die Realisie-<br />
rung dieses Projektes wurden von mir drei Rundwege kreiert, die gezielt konfessionsüber-<br />
greifend konzipiert sind und Frauen aus dem Raum der christlichen Kirchen zu ihren<br />
Subjekten haben. Die Wege sind nach einer oder zwei Grazer Frauen benannt, die wie-<br />
derum <strong>für</strong> bestimmte Wirkungsfelder christlich motivierter Frauen stehen. Einige Persön-<br />
lichkeiten auf den FrauenWEGEn sind uns bekannt, viele von ihnen sind uns (noch) ver-<br />
borgen. Die theologische Frauenforschung leistet einen wichtigen Beitrag, diese Frauen<br />
(wieder) zu entdecken und unseren Blick da<strong>für</strong> zu schärfen. Der Sr. Dr. Maria Klara Fietz-<br />
Weg, benannt nach der <strong>für</strong> ihre Gottergriffenheit bekannten Schulschwester und prägen-<br />
den Pädagogin, erschließt die Bedeutung weiblicher Spiritualität und Ordensniederlas-<br />
sungen in der Grazer Innenstadt. Ob Dominikanerinnen, die sich als der erste weibliche<br />
Ordenszweig in der Stadt niedergelassen haben, oder Klarissinnen, Elisabethinen oder<br />
Ursulinen: Viele Sozial-, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen der Stadt Graz, der Cari-<br />
tas und Krankenpflege sind ohne die Beiträge weiblicher Orden nicht denkbar. Grazerin-<br />
nen wie Leopoldine Gräfin Brandis (1815-1900) oder Amalia und Antonia Maria Lampl<br />
(1807-1851) haben Ordensgemeinschaften errichtet, deren Einrichtungen und Bedeu-<br />
tung sich über die Steiermark und Österreich hinaus erstrecken.