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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Kultur und Wirtschaft –<br />

Was bringt „Graz <strong>2003</strong>“? Michael Steiner/Gerold Zakarias<br />

Was heißt: „Was bringt’s“?<br />

In der Diskussion um Sinn und Zweck eines kulturellen Großereignisses wie „Graz<br />

Kulturhauptstadt Europas <strong>2003</strong>“ wird die Frage nach den Wirkungen in einer ersten (all-<br />

täglichen und damit auch oft unbedachten) „Was bringt’s“-Frage geäußert. Wird die Frage<br />

derart gestellt, ermöglicht die Ausdrucksweise „bringen“ im Sinne von „er- bzw. einbrin-<br />

gen“ zunächst einmal verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Hier sei auf ein paar gängige<br />

Interpretationen verwiesen:<br />

– Zunächst kann auf alle erdenklichen Wirkungen – wie Kunstgenuss, Bildungswert, Pres-<br />

tigewert, Motivationsschub, Beschäftigung, touristische Belebung (samt dabei auch<br />

auftretender negativer Elemente wie verbundene Kosten, Überbelastung der Infrastruk-<br />

tur, Belästigung durch unerwünschte Kunstdarstellungen bzw. Bauten, übermäßige<br />

Touristenströme etc.) – verwiesen werden und dabei ein Überschuss (möglicherweise<br />

auch ein Defizit) anfallen.<br />

– Es können auch nur die „positiven“ Elemente aufgelistet und berechnet werden (bei<br />

aller Subjektivität dessen, was als positiv anzusehen ist).<br />

– Es können auch nur die rein ökonomischen, letztlich oft nur die in Geld bewertbaren<br />

Überschüsse bzw. Defizite gemeint sein.<br />

Dies alles kann erweitert werden um die Frage „Für wen?“: die Bevölkerung von Graz,<br />

der Steiermark, von Österreich, ganz Europa. Möglicherweise auch Teilmengen davon: Die<br />

Kunst- und Kulturinteressierten, die Künstler, bestimmte Wirtschaftssektoren (Tourismus,<br />

Handel, Bau), der Finanzreferent (von Graz, der Steiermark, von Österreich ...).<br />

Diese Eingangsbemerkungen verweisen bereits darauf, dass selbst im Alltagsge-<br />

brauch die Frage „Was bringt’s?“ sehr leicht zu Missverständnissen (gewollten und unge-<br />

wollten) führen kann. Bei Kunst und Kultur kann dies im Vergleich zu sonstigen Großereig-<br />

nissen noch viel eher geschehen. Zunächst, weil die subjektive Bewertung besonders stark<br />

divergiert, dann aber auch, weil Kunst und Kultur spezielle ökonomische Eigenschaften<br />

besitzen: Meist ist Kunst ein „öffentliches Gut“ mit starken externen Effekten, wodurch die<br />

Anbieter nicht den gesamten Nutzen der „Kunden“ lukrieren können; Nachfrage nach ihr<br />

reagiert schwach auf Preisänderungen; ihre Produktion ist mit großen Unsicherheiten<br />

betreffend die Verwert- und Vermarktbarkeit verbunden.<br />

Diese besonderen Eigenschaften führen dazu, dass Kunst und Kultur im Allgemei-<br />

nen, eine Großveranstaltung wie Graz <strong>2003</strong> im Speziellen, nicht „über den Markt“ finan-<br />

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