Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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Form von hohen Abschlägen bei vorzeitiger Pensionierung nicht wirken, wenn es keine<br />
Chancen auf dem Arbeitsmarkt gibt. Dann gehen die Menschen in erster Linie unter<br />
Inkaufnahme der hohen Abschläge in Pension, das Erwerbsverhalten wird alleine dadurch<br />
nicht geändert. Deshalb erachten es die Gewerkschaften als kontraproduktiv, in einer<br />
Situation, in der die Wirtschaft seit drei Jahren stagniert, Menschen auf einen Arbeits-<br />
markt zu verweisen, der ihnen nur wenige Chancen bietet, sobald sie einmal erwerbslos<br />
sind.<br />
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Große Teile der Bevölkerung glaubten nicht daran, dass diese Reform wirklich der<br />
langfristigen Pensionssicherung dient, sondern dass das Ziel in erster Linie in Einsparun-<br />
gen besteht, die möglichst bald zu realisieren sind. Darauf deuten auch einige Maßnah-<br />
men hin, die gelinde gesagt etwas konzeptlos wirken. Die Streichung der ersten Pensions-<br />
anpassung stellt beispielsweise ein österreichisches Unikat dar. Doch auch die de facto<br />
Nichtanpassung der Pensionen über der Medianpension in den nächsten beiden Jahren<br />
wirkt international betrachtet etwas grotesk. Statt wie es die von der Regierung selbst ein-<br />
gesetzte Reformkommission empfohlen hat, die Pensionserhöhungen an den VPI zu bin-<br />
den und damit endlich nachvollziehbar zu gestalten, werden hier Regelungen eingeführt,<br />
die augenscheinlich als einzige Logik die Ausgabenbegrenzung haben, aber Vertrauen in<br />
die <strong>Politik</strong> bzw. deren Nachvollziehbarkeit nachhaltig untergraben.<br />
Ein wesentliches Motiv <strong>für</strong> die Leistungskürzungen der öffentlichen Pensionen war<br />
die Verlagerung eines Teils des Risikos der Alterssicherung von einem gesellschaftlich<br />
geregelten Sicherungssystem hin zu den Menschen, die damit in die 3. Säule gedrängt<br />
werden sollen. Damit wird der Markt <strong>für</strong> die private Altersvorsorge politisch geschaffen.<br />
Diejenigen, die sich künftig die private Vorsorge leisten können, werden mit dem Lebens-<br />
standard nunmehr auch von der jeweiligen Kapitalmarktsituation abhängig sein.<br />
Österreichische Pensionsreformen im EU-Kontext<br />
Was hingegen kein österreichisches Spezifikum darstellt, ist die Tatsache, dass sich<br />
soziale Auseinandersetzungen an der Frage der künftigen Ausgestaltung der Pensions-<br />
bzw. Rentensysteme entladen. Die Streikwellen in Italien 1994 und <strong>2003</strong>, in Frankreich<br />
1995 und <strong>2003</strong> oder etwa der Generalstreik in Griechenland 2001 richteten sich jeweils<br />
gegen geplante Pensionskürzungsmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund verwundert es<br />
wenig, dass auch in Österreich die ersten branchenübergreifenden und flächendeckenden<br />
Streiks seit Jahrzehnten gegen die geplanten drastischen Pensionskürzungen durchge-<br />
führt wurden.<br />
In fast allen EU-Mitgliedstaaten wurden die Rentensysteme in den letzten Jahren<br />
reformiert. Hinter der Vielzahl an Rechtsänderungen können gemeinsame Trends festge-<br />
macht werden.