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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Freilich sollte und darf dies nicht entmutigen. Die Arbeit des Konvents ist als Prozess<br />

zu sehen, der seine Zeit braucht. Der Konvent ist kein Expertengremium, das nach der<br />

„Wahrheit“ sucht und bald eine technisch-optimale, „ideale“ Lösung präsentiert. Der Kon-<br />

vent ist ein politisches Gremium, das nach einem tragfähigen politischen Kompromiss<br />

sucht. Wie auf europäischer Ebene kann man von den drei Phasen des Konvents spre-<br />

chen: 55 die erste Phase, in der es vor allem gilt, die Problemstellungen zu sichten, Positio-<br />

nen von außen einzuholen und in die Diskussion einfließen zu lassen sowie mögliche<br />

Lösungsalternativen zu entwickeln, dauert derzeit noch an. In der zweiten Phase (geplant<br />

<strong>für</strong> den kommenden Sommer bis September 2004) soll vor allem das Präsidium beraten<br />

und laufend dem Konvent Berichte und Entwürfe vorlegen. In der abschließenden dritten<br />

Phase (bis Ende 2004) soll der Präsident des Konvents einen Entwurf zur abschließenden<br />

Beratung vorlegen. 56 In der zweiten, spätestens in der dritten Phase wird es auch nötig<br />

sein, dass die Spitzen der vier Bundesparteien und die anderen essentiellen Entschei-<br />

dungsträger Österreichs (insbesondere Landeshauptleute, Repräsentanten der Städte und<br />

Gemeinden sowie Spitzen der Sozialpartner) im kleinen Kreis an einem Tisch Kompro-<br />

misse über die grundlegenden, heiklen Punkte schließen, die sicherlich auch Junktiment-<br />

scheidungen („Abtauschgeschäfte“) beinhalten werden. Dies sollte aber nicht bloß negativ<br />

gesehen werden. Ein „idealer“, „durchgestylter“ Verfassungsentwurf „am Reißbrett“ 57 wird<br />

damit freilich unmöglich gemacht, politisch war er dies aber ohnedies immer. Die neue<br />

Verfassung wird – wie wohl jede Verfassung der Welt – ein politischer Kompromiss sein,<br />

nur ein solcher hat auch Chancen auf Umsetzung im Parlament.<br />

Wenn man sich die dargelegten Arbeitsphasen vor Augen hält, dann kann man den<br />

vielen zuletzt erfolgten Pressemeldungen, der Österreich-Konvent sei nicht mehr im Zeit-<br />

plan, wenig abgewinnen. 58 Fertige Lösungen nach wenigen Monaten waren schlichtweg<br />

nicht zu erwarten. Ein Entwurf <strong>für</strong> eine neue Verfassung bis zum geplanten Ende des<br />

Österreich-Konvents im Jänner 2005 ist aber weiterhin durchaus möglich und auch wahr-<br />

scheinlich. Freilich wird es nicht leicht werden. Alle Beteiligten erwartet daher weiterhin<br />

viel Arbeit und ein hohes Maß an Kompromiss- und Veränderungsbereitschaft. Wenn auch<br />

die politischen Rahmenbedingungen wie derzeit günstig bleiben – es insbesondere nicht<br />

zu vorgezogenen Neuwahlen kommt –, sollte jedenfalls der Österreich-Konvent zeitgerecht<br />

einen Vorschlag <strong>für</strong> eine neue österreichische Bundesverfassung vorlegen können, der<br />

eine Bereinigung des formalen Zustandes der Verfassung und inhaltlich zwar keine radi-<br />

kalen, aber durchaus innovative Reformen umfasst, auf denen eine effektive Modernisie-<br />

rung des österreichischen Staates aufgebaut werden kann.<br />

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