Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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– auf sich warten lassen. Eine ähnliche Taktik wurde auch bei der ÖBB-Reform angewandt<br />
– die Strukturreform wurde durchgezogen, die Besoldungs- und Pensionsreform den Sozial-<br />
partnerverhandlungen nach einem Streik anheim gestellt. Insgesamt führten diese Vor-<br />
gangsweisen zu einer „Wiederauferstehung“ der schon oft tot geschriebenen Sozialpartner,<br />
gleichzeitig wurde ihnen aber die Reformrichtung vorgegeben. Auch durch die Verfassungs-<br />
gerichtsentscheidung, die die Reform des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger in<br />
Kernpunkten aufhob, gewannen die Sozialpartner Oberwasser. Die Verfassungsrichter stell-<br />
ten klar, dass der Gesetzgeber sich beim Hauptverband entweder <strong>für</strong> die Selbstverwaltung,<br />
<strong>für</strong> die die Sozialpartner naturgemäß eintreten, oder <strong>für</strong> eine staatliche Institution entschei-<br />
den müsste und dass der von der Regierung verfolgte Mittelweg nicht geht. Man könnte von<br />
einer Reformhalbheit sprechen. Allerdings ist es nicht so, dass der Verfassungsgerichtshof<br />
generell angefochtene Gesetze der VP/FP-Koalition aufhebt. Die Eindämmung der Frühpen-<br />
sion wurde ausdrücklich bestätigt wie auch die ORF-Reform.<br />
EU-Erweiterung und Österreich-Konvent<br />
Neben den Konfliktthemen gab es <strong>2003</strong> auch staatspolitischen Konsens: Die EU-<br />
Erweiterungsverträge wurden gegen Jahresende mit Ausnahme von zwei FP-Gegenstim-<br />
men mit breitester Mehrheit aller vier Parlamentsparteien angenommen. Auch der Öster-<br />
reich-Konvent zur überfälligen Verfassungs- und Staatsreform wurde im Konsens der Par-<br />
teien, aber auch der Gebietskörperschaften eingesetzt. Offen ist freilich sein Ergebnis, das<br />
bis Ende 2004 erzielt werden sollte, wobei manche der Konfliktlinien nicht zwischen den<br />
Parteien, sondern zwischen Bund und Ländern verlaufen.<br />
Apropos Bund-Länder: Die Bundespolitik hat natürlich auch direkte Auswirkungen<br />
auf die steirische Landespolitik. Die äußerlich sichtbarste war, dass Landeshauptmann<br />
Waltraud Klasnic als Mitglied des VP-Verhandlungsteams zur Bildung der Bundesregie-<br />
rung und auch als Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz (hier im 1. Halbjahr <strong>2003</strong>)<br />
aktiv war und dass der steirische VP-Landtagsklubobmann Reinhold Lopatka, der den<br />
erfolgreichen Schüssel-Wahlkampf leitete, neuer VP-Generalsekretär wurde, wie überhaupt<br />
die Riege der Steirer in bundespolitischen Spitzenfunktionen, wie sie Martin Bartenstein<br />
als Bundesminister und Fritz Grillitsch als Bauernbundpräsident einnehmen, auch um<br />
Werner Amon als ÖAAB-Generalsekretär verstärkt wurde.<br />
Generationenwechsel und Miteinander in der Landespolitik<br />
In der Landespolitik kam es auch zu wesentlichen personellen Erneuerungen in der<br />
Landesregierung und an der Spitze der Landtagsklubs. Landeshauptmann Waltraud<br />
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