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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Schule neu denken – in den Fußstapfen großer Pädagogen<br />

78<br />

Man muss Frau Bundesministerin Elisabeth Gehrer großen Mut attestieren, einen<br />

Titel <strong>für</strong> ihre Impulssuche zu wählen, der an Neuerungen all jenes zulässt, worüber<br />

Reformpädagogen bereits seit über 100 Jahren diskutieren: „Schule neu denken“. Ange-<br />

fangen vom Schöpfer dieses Ausspruchs, Hartmut von Hentig, der in Bielefeld eine Modell-<br />

schule als Alternative zum herkömmlichen Schultrott ins Leben gerufen hat und der gleich<br />

ein ganzes Buch unter diesen Titel stellte, bis hin zu in Pädagogenohren so wohlklingen-<br />

den Namen wie Maria Montessori, Celestine Freinet, Peter Petersen und Wolfgang Klafki<br />

reicht die Bandbreite derer, die sich um eine „Schule neu gedacht“ bemühen und bemüh-<br />

ten. Von zentraler Bedeutung wurden in der Schuldiskussion wiederum die Begriffe Ganz-<br />

tags- und Gesamtschule. Einigen, die Erinnerungen an verfahrene Schuldiskussionen ver-<br />

gangener Jahre und Jahrzehnte mit sich herumtrugen, fiel es sehr schwer, sich von den<br />

Parteiideologien zu lösen, die bisher den Umgang mit pädagogischen Begrifflichkeiten<br />

prägten. Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic bewies, als sie die Wortschöpfung der<br />

steirischen „Tagesschule“ 6 aus der Taufe hob, dass es möglich ist, selbst angelegte begriff-<br />

liche und ideologische Ketten zu sprengen und damit den Weg <strong>für</strong> ein Miteinander in der<br />

Bildungspolitik frei zu machen.<br />

Die Welt erklärt man nicht an einem halben Tag<br />

Neben den Diskussionen um Begrifflichkeiten wie Ganztags- und Gesamtschule und<br />

deren Klärung 7 ist jedoch eines auf der Strecke geblieben, das in die Bildungsdiskussion<br />

hineinreklamiert werden muss. Es muss uns gleichermaßen um Unterrichtsinhalte wie um<br />

Organisationsformen von Schulen gehen. Jede Tendenz, das eine vom anderen loszulösen,<br />

muss fehlgehen. Denn man kann den Anforderungen, die Bildung, Wissenssammlung<br />

und -vernetzung in Zukunft an uns und unsere Kinder stellen nur dann gerecht werden,<br />

wenn man sich ihnen in einer Bildungsinstitution stellt, die so organisiert ist, dass in<br />

Räumlichkeiten 8 , zeitlichem Ablauf 9 und Lerngruppe 10 der optimale Lernerfolg in mög-<br />

lichst belebender Atmosphäre erzielt werden kann. Belebend und <strong>für</strong> das Leben notwen-<br />

dig ist ein Bereich, der die enge Verknüpfung von Bildungsbereichen und Organisations-<br />

form beispielhaft aufzeigt. Essen, Gesundheit, Körperbewusstsein sind Themen, die in der<br />

Schule heute nur in Randbereichen vorkommen. Erziehung zu gesunder Lebensführung<br />

wird somit von Gesundheitsexperten auch an Schulformen mit der Begründung festge-<br />

macht, eine Ganztagsschule mit einem gesunden Mittagessen sei allemal gesünder als<br />

Schulen heute, die bis 14 oder 15 Uhr dauern und in denen Kinder meist nur mit einem<br />

Schulbrot auskommen müssten. Kinder kämen müde nach Hause und dann stünden<br />

auch noch die Hausaufgaben auf dem Tagesplan. 11 Dass ein großer Bedarf nach ganztägi-

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