Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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Wer aber vor 20 Jahren durch die englischen Midlands, durch Teile der Wallonie<br />
oder auch des Saarlands gefahren ist, wird es nicht erstaunlich finden, dass eine ähnliche<br />
Entwicklung – teilweise unter viel ungünstigeren Umständen – auch in der Tschechischen<br />
Republik stattgefunden hat.<br />
Erwartungen an die Europäische Union<br />
Was sind nun die Erwartungen – bei aller gebotenen Skepsis – die man an eine Mit-<br />
gliedschaft in der Europäischen Union knüpft? Selbstverständlich die Hoffnung, in abseh-<br />
barer Zeit an einen Lebensstandard, der in der bisherigen EU vorherrschend ist, anzu-<br />
knüpfen. Diese Erwartung ist eine beachtliche Triebkraft, so wie es ja auch in Deutschland<br />
und Österreich in den Wirtschaftswunderjahren, aber auch nachher in Österreich zu sehen<br />
war. Die junge Generation in den böhmischen Ländern ist von derselben Lernbegierde<br />
und demselben Eifer beseelt, die es vor 20, 30 Jahren bei den westlichen Nachbarn gege-<br />
ben hat. Die sehr schnell ansteigende Kenntnis fremder Sprachen, insbesondere des Eng-<br />
lischen und des Deutschen, der Drang, an den besten Hochschulen der Vereinigten Staa-<br />
ten, Englands und Westeuropas zu studieren, ist bei den Studenten unverkennbar. Damit<br />
knüpft sich aber natürlich auch die Erwartung, diese Kenntnisse anwenden zu können,<br />
sowohl sobald wie möglich überall in Europa – so wie wir österreichische Manager, aber<br />
auch Arbeiter und Angestellte quer durch Europa antreffen können – auch im eigenen<br />
Lande, um so schnell wie möglich moderne Industrie- und Dienstleistungsbetriebe auf-<br />
bauen zu können.<br />
Selbstverständlich müssen noch etliche Voraussetzungen geschaffen werden: Die<br />
überbordende Bürokratie muss abgebaut werden, vorderhand haben alle Vorschriften<br />
und Regeln des acquis communautaire einer bereits ausufernden Bürokratie des sozialis-<br />
tischen Systems ein weiteres Anwachsen gebracht und einen Vorschriftendschungel, der<br />
schwer zu durchschauen ist.<br />
Kampf der Korruption<br />
Sehr viele sind sich bewusst, dass der Eintritt in die EU eine Verbesserung des<br />
Rechtssystems, nicht nur in den Gesetzen – sie wurden in den letzten Jahren nach euro-<br />
päischem Vorbild umgestaltet – vor allem aber in der Praxis einer schnellen und effektive-<br />
ren Rechtsprechung, der Rechtssicherheit und eines Abbaus der übermäßigen Korruption<br />
bedeuten muss. Es ist klar, dass ein Heer von schlecht bezahlten Beamten der Korruption<br />
Tür und Tor öffnet. Das wird eines der großen Probleme sein, die man hofft, mit Hilfe der<br />
EU bewältigen zu können. Einiges ist bereits passiert, aber es muss noch sehr viel mehr<br />
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