Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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vom Vater inszenierten sportlichen Herausforderungen der Bessere war, der ist auch in<br />
Vaters Gunst besser dagestanden. Anfangs war es stets der ältere Sohn Meinhart. Arnold,<br />
der jüngere, war aber schon damals vom Ehrgeiz besessen gewesen, sich durch Leistung<br />
nach vorne katapultieren zu wollen. Arnold schaffte es – was viele nicht wissen – damals<br />
sogar zu steirischen Meisterehren im Eisstock-Weitschießen. Die bescheidene Trophäe<br />
nimmt heute noch einen Ehrenplatz in seinem feudalen Büro in der Main Street von<br />
Santa Monica ein.<br />
Die Wurzeln seines politischen Gewissens<br />
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Arnold hatte damals aber das Glück, einen Freund mit einem außergewöhnlichen<br />
Vater zu haben – Karl Gerstl, ein Gleichaltriger, der sich ebenfalls <strong>für</strong> Kraftsport<br />
interessierte, stellte den jungen Schwarzenegger, damals gerade 15 Jahre alt, jenem<br />
Mann vor, der das spätere Leben des heutigen Gouverneurs von Kalifornien, so massiv<br />
prägen sollte: Alfred Gerstl! Der VP-<strong>Politik</strong>er hat im Leben Schwarzeneggers Ge-<br />
schichte geschrieben und nimmt bei diesem auch heute noch – in der Skala der Lebens-<br />
menschen – eine der vordersten Positionen ein. In der Gerstl-Wohnung in der Grazer<br />
Arndtgasee zählte nicht das Martialische, sondern das Künstlerische. Dort lauschte<br />
der junge Schwarzenegger erstmals der Musik eines Richard Tauber oder Josef<br />
Schmidt und über diese großen jüdischen Tenöre wurde er von Alfred Gerstl auch über<br />
das Schicksal der Juden im Dritten Reich aufgeklärt. Damals – so scheint es heute – ist<br />
der jetzige Gouverneur erstmals wirklich mit politischen Themen konfrontiert worden. Im<br />
Hause Gerstl. Und dort liegen wohl auch die Wurzeln zu seinem heutigen politischen<br />
Gewissen.<br />
Im Jahre 1964, damals war Schwarzenegger gerade 17 Jahre alt, passierte<br />
etwas, dass ein klares Licht auf die damalige politische Einstellung jenes Mannes<br />
wirft, der heute demokratisch gewähltes Oberhaupt von 36 Millionen Kaliforniern ist.<br />
Alfred Gerstl: „Ultrarechte Kräfte hatten damals zu einer Demonstration gegen den damali-<br />
gen Leiter der Grazer Lehrerbildungsanstalt, Hofrat Magister Franz Göbhart, getrommelt.<br />
Göbhart war ein Brückenbauer zwischen den Parteien, einer, der zur vernünftigen Vergan-<br />
genheitsbewältigung aufrief und auch seine Studenten in diese Richtung beeinflusst hatte.<br />
Das missfiel den Demonstranten. Hunderte versammelten sich deshalb am Hauptplatz und<br />
brüllten ihre rechtsradikalen Parolen. Ich habe im Verein mit anderen Gleichgesinnten zur<br />
Gegendemonstration gerufen – und viele der damaligen Kraftsportler, darunter auch der<br />
junge Arnold, waren sogleich bereit, mitzumachen. Die kräftigen jungen Männer haben<br />
sofort <strong>für</strong> Aufmerksamkeit gesorgt und die Demonstration wurde abgebrochen. Zu Hand-<br />
greiflichkeiten ist es zum Glück nicht gekommen, weil die Polizei rechtzeitig eingeschritten<br />
ist!“