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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Eine der großen Erwartungen an den Österreich-Konvent ist daher, den formalen<br />

Zustand der österreichischen Bundesverfassung zu bereinigen. Die Notwendigkeit dazu ist<br />

seit langem anerkannt. Daneben gibt es freilich aber auch einige zentrale inhaltliche<br />

Reformnotwendigkeiten, die schon lange bekannt – vielfach bereits schon 1920 3 – und<br />

heute auch weitgehend unbestritten sind. Ich möchte nur den fehlenden Grundrechtska-<br />

talog – 1920 konnte man sich auf einen solchen nicht einigen 4 , ebenso wenig in der Zeit<br />

seither 5 – und den traurigen Zustand des Bundesrates nennen. Dieser unbefriedigende<br />

Zustand war vielen schon 1920 bewusst und von denen, die den Bundesrat nicht wollten,<br />

auch ausdrücklich angestrebt, während die anderen wohl froh waren, wenigstens der Form<br />

halber einen Bundesrat und damit eine Länderkammer zu haben 6 , die <strong>für</strong> einen Bundes-<br />

staat als unerlässlich gilt 7 .<br />

Die steirischen Wurzeln des Österreich-Konvents<br />

Auch wenn die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform unserer Bundesverfas-<br />

sung seit langem von vielen betont wird 8 , war es doch erstaunlich, dass es in den ersten<br />

Monaten des Jahres <strong>2003</strong> über alle tagespolitischen Auseinandersetzungen hinweg zu<br />

einer Vierparteieneinigung über die Einsetzung des „Österreich-Konvents“ kam. Im Steiri-<br />

schen <strong>Jahrbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>Politik</strong> 2001, das im März 2002 präsentiert worden war, hatte der<br />

steirische Bundesrat Herwig Hösele erstmals die Einsetzung eines österreichischen Ver-<br />

fassungskonvents mit dem Ziel einer umfassenden Staatsreform gefordert. 9 Einige Monate<br />

später ging auch der SPÖ-Vorsitzende Alfred Gusenbauer mit einer diesbezüglichen For-<br />

derung in die Medien. 10 Die Gefahr der Vereinnahmung der ursprünglich von einem ÖVP-<br />

Mandatar vorgebrachten Idee seitens der SPÖ beflügelte wohl die Diskussion auch auf<br />

Seiten der Bundes-ÖVP.<br />

Unterstützung kam von Journalisten, namentlich etwa Alfred Payrleitner 11 , und dem<br />

Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler 12 , der dann auch Präsident des Österreich-Kon-<br />

vents werden sollte. Im November 2002 fand im Parlament ein Symposion über die Frage<br />

statt, ob Österreich einen Verfassungskonvent brauche. 13 Der neu gewählte Nationalrats-<br />

präsident Andreas Khol erklärte im Dezember 2002 in seiner Antrittsrede die Einsetzung<br />

eines Österreich-Konvents zu einem seiner Ziele. 14 Der Österreich-Konvent fand dann auch<br />

an prominenter Stelle Eingang in das Regierungsprogramm der zweiten schwarz-blauen<br />

Regierung vom Feber <strong>2003</strong>. 15 Andreas Khol und Herwig Hösele, Präsident des Bundes-<br />

rates in der ersten Jahreshälfte <strong>2003</strong>, waren in weiterer Folge auch die engagiertesten<br />

Be<strong>für</strong>worter und „Geburtshelfer“ des Österreich-Konvents, denen es auch maßgeblich zu<br />

verdanken ist, einen Konsens aller Parteien, aller Gebietskörperschaften und aller wesent-<br />

lichen Interessenvertretungseinrichtungen über die Einrichtung des Österreich-Konvents<br />

zustande gebracht zu haben.

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