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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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chen Fragen konsensfähige Ergebnisse zu finden. Die unterschiedlichen Positionen gehen<br />

nicht selten auch quer durch die Parteien.<br />

56<br />

Parteipolitische Reflexe sind ebenso unübersehbar. Einerseits zeigen sich alt bekannte<br />

ideologische Auseinandersetzungen, die zum Teil schon 1920 die Verfassungsdiskussion<br />

prägten. 51 Andererseits gibt es auch ein häufig rational nicht nachvollziehbares Regierung/<br />

Oppositions-Denken: So fordert etwa die SPÖ viele Minderheiten- und Kontrollrechte, die sie<br />

als Regierungspartei lange Zeit abgelehnt hatte, und argumentiert dabei in einer Weise, als<br />

ob sie nie mehr in einer Regierung vertreten sein wird. Umgekehrt werden derartige Forde-<br />

rungen zumeist von der ÖVP – in aller Regel im Einklang mit der FPÖ – in einer rigorosen<br />

Weise abgelehnt – wiewohl sie diese Forderungen als Oppositionsparteien in der Vergangen-<br />

heit erhoben hatten –, als ob diese Parteien nie mehr in Opposition sein werden.<br />

Auch wenn die österreichische Bundesverfassung inhaltlich keinesfalls in dem Aus-<br />

maß reformbedürftig ist, wie sie es angesichts ihres formalen Zustandes ist, – die Bundes-<br />

verfassung hat sich inhaltlich durchaus bewährt 52 –, gibt es eine Vielzahl an Themen <strong>für</strong><br />

eine Staats- und Verfassungsreform: Bundespräsident, Wahlrecht, Bundesstaatsreform,<br />

namentlich Kompetenzverteilung, Bundesrat, Verwaltungsaufbau, Staatsaufgaben, Grund-<br />

rechte und Staatsziele, Verwaltungsgerichtsbarkeit, um nur einige markante Themen zu<br />

nennen. Die schon vorliegenden Ausschussberichte zeigen, wie viele tausende Detailprob-<br />

leme es dabei aber jeweils auch gibt, mit denen sich der Konvent letztlich auseinander zu<br />

setzen hat. Andererseits zeigen auch die bisherigen Ergebnisse, dass es zwar durchaus<br />

konsentierte Positionen gibt, dass sich diese allerdings zumeist auf kleinere Probleme<br />

oder darauf beziehen, nichts zu verändern. 53 Bei den großen Brocken gibt es bisher frei-<br />

lich keinen Konsens.<br />

Erfolgsaussichten: Die Konventsarbeit als Prozess<br />

Ein gutes Beispiel da<strong>für</strong> ist der Bundesrat. Es herrscht über alle Gruppierungen hin-<br />

weg weitgehende Übereinstimmung, dass der Bundesrat in der Form, wie er sich heute<br />

präsentiert, nicht effizient ist und dass daher großer Reformbedarf besteht. Auch in der<br />

Öffentlichkeit wird eine Reform des Bundesrates seit langem diskutiert und gefordert.<br />

Nicht zuletzt war auch der Zustand des Bundesrates – Inbegriff des Reformbedarfes der<br />

Verfassung – eines der wesentlichen Argumente, mit denen die Einrichtung des Öster-<br />

reich-Konvents gefordert und begründet wurde. Bislang gibt es aber keinerlei Konsens, in<br />

welche Richtung eine Reform des Bundesrates gehen soll. Vielmehr gibt es hier funda-<br />

mental unterschiedliche Vorstellungen, die überspitzt in der alt bekannten Alternative<br />

„Abschaffung oder Aufwertung“ beschrieben werden können. 54 Nicht zu übersehen ist<br />

dabei die Gefahr, dass ein Kompromiss – wie auch in anderen Fragen – auf die Beibehal-<br />

tung des Status quo hinauslaufen könnte.

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