Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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sowie aus Vertretern verschiedener Gebietskörperschaften erwies sich bisher als ausgegli-<br />
chen und <strong>für</strong> die Effektivität und Produktivität der Konventsarbeit positiv.<br />
e) Parteipolitik im Österreich-Konvent<br />
Ein wesentliches Faktum im Österreich-Konvent stellt die Bedeutung der Parteipoli-<br />
tik dar. 43 Zum einen hat man sich dabei vor Augen zu halten, dass der Österreich-Konvent<br />
ein hoch-politisches Gremium ist. Auch wenn eine Reihe ausgewiesener Wissenschafter<br />
und Praktiker Mitglieder des Konvents sind, handelt es sich keinesfalls um ein Experten-<br />
gremium. In dieser Hinsicht gibt es wohl auch kaum einen Unterschied zum europäischen<br />
Verfassungskonvent. Ein politisches Gremium mit der Ausarbeitung einer neuen Verfas-<br />
sung zu betrauen, hat sicherlich Vor- und Nachteile, der größte Vorteil ist jedenfalls, dass<br />
ein erzielter Konsens wesentlich größere Chancen auf tatsächliche Umsetzung hat, als<br />
dies bei einem Vorschlag eines Expertengremiums der Fall wäre, bei dem erst dann die<br />
Phase der parteipolitischen Konsenssuche stattfinden würde.<br />
Tabelle 2 veranschaulicht, dass die ÖVP-nahen Mitglieder des Österreich-Konvents<br />
mit 34 die größte Gruppe stellen (Stand bis Anfang März 2004 44 ). Dies erklärt sich auch<br />
aus der Summe des Ergebnisses der letzten Nationalratswahl und der Dominanz der ÖVP<br />
in den Bundesländern. Der SPÖ können derzeit 22 Mitglieder, der FPÖ sieben und den<br />
Grünen fünf Mitglieder zugerechnet werden. Zwei Mitglieder lassen sich keiner Fraktion<br />
zuordnen. Bei dieser Aufstellung wurden auch „unabhängige“ Experten nach ihrer Par-<br />
teinähe zugerechnet, wobei es hier eine Bandbreite von der Parteimitgliedschaft über all-<br />
gemein bekannte Parteinähe bis hin zu Experten gibt, die keine unmittelbare Parteinähe<br />
aufweisen, allerdings von einer Partei <strong>für</strong> den Konvent nominiert wurden und bei propor-<br />
tionalen Aufteilungen – etwa bei Redeteilnehmerbeschränkungen 45 – im Konvent einer<br />
Fraktion zugerechnet werden.<br />
Im Vergleich zum europäischen Verfassungskonvent, in dem freilich auch derartige<br />
Parteizuordnungen offenkundig waren, gilt es beim Österreich-Konvent zu beachten, dass<br />
von Anfang an die Spitzen der Parteien und damit die mächtigen <strong>Politik</strong>er Österreichs<br />
vertreten sind. Im europäischen Konvent war dies anders. Einerseits gibt es noch kein<br />
entwickeltes europäisches Parteiensystem und die Machtstrukturen sind auf europäischer<br />
Ebene nicht in der Form, wie wir es kennen, nach parteipolitischem Muster ausgerichtet.<br />
Zum anderen waren anfangs im europäischen Konvent eher die Hinterbänkler vertreten,<br />
während die Mächtigen sich erst dann massiv einzuschalten begannen, als sich bereits<br />
eine Eigendynamik entwickelt hatte und ihnen das Ruder zu entgleiten drohte. Einige<br />
Spitzenpolitiker wie etwa der deutsche Außenminister Joschka Fischer sind daher in einer<br />
späteren Phase Mitglieder des Konvents geworden. 46<br />
Im Österreich-Konvent ist von Anfang an die Elite der Parteien vertreten. Es gibt quasi<br />
vier mächtige Fraktionsführer, die darauf achten, dass alles nach Plan läuft: Andreas Khol,<br />
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