Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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EU-Beitritt – Ziel und Herausforderung Andrej Umek<br />
Wenn wir uns die Frage stellen, was von der EU-Erweiterung nach dem 1. Mai dieses<br />
Jahres erwartet wird, müssen wir uns noch immer fragen, aus welcher Sicht. Wenn wir<br />
dieses Ereignis als Europäer betrachten, gibt es uns das Selbstvertrauen und die Zusiche-<br />
rung, dass Europa seine zentrale Rolle, wirtschaftlich, politisch und kulturell gesehen, in<br />
dem begonnenen Jahrhundert beibehalten oder mancherorts sogar zurückgewinnen wird<br />
– trotz Herhausforderungen aus anderen Teilen der Welt und der Globalisierung.<br />
Anderseits ist die Erweiterung eines solchen Ausmaßes von dem Standpunkt eines<br />
einfachen Bürgers in den jetzigen Mitgliedstaaten auch mit Skepsis und Zurückhaltung<br />
erwartet. Das soll man auch verstehen. Die Wirtschafts- und Lebensbedingungen werden<br />
sich zweifellos ändern und nicht alle sind überzeugt, dass das kurzfristig und <strong>für</strong> jeden Ein-<br />
zelnen eine Ausbesserung bedeuten wird. Die großen Ideen wie die europäische Konkur-<br />
renzfähigkeit im internationalen Wettbewerb und die politische Neuordnung in Europa, die<br />
langfristig Demokratie und Frieden auf dem Kontinent sichern soll, sind <strong>für</strong> manche zu weit<br />
entfernt um in seiner politischen Positionierung den entscheidenden Einfluss zu nehmen.<br />
Der EU-Beitritt als Rechtfertigung der slowenischen Nationalpolitik<br />
Es ist zu verstehen, dass die Erwartungen in den Beitrittsstaaten besonders groß<br />
sind. Man verspricht sich politisch die Festigung der jungen Demokratie und die Möglich-<br />
keit wirtschaftlich den Anschluss an Europa zu finden. Die politische und wirtschaftliche<br />
Transition, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus begonnen wurde, wird<br />
damit zu einem erfolgreichen Ende geführt.<br />
Für Slowenien und Slowenen bedeutet der Beitritt zur EU aber noch viel mehr als <strong>für</strong><br />
manche Beitrittsstaaten. Er bedeutet rückblickend eine Rechtfertigung der slowenischen<br />
Nationalpolitik, die seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts einen souveränen slowenischen<br />
Staat im Rahmen einer europäischen Integration angestrebt hat und öffnet die Perspekti-<br />
ven wirtschaftlich und technologisch den Anschluss an die erfolgreichsten Staaten der EU<br />
und der Welt zu finden. Diese Erwartungen werden nicht wie mancherorts mit der finanzi-<br />
ellen Unterstützung der EU rechtfertigt, sondern beruhen grundsätzlich an den Vorteilen,<br />
die man sich von einem gemeinsamen, europäischen Wirtschaftsraum wie auch von der<br />
Kooperation bei Forschung und Entwicklung verspricht. Der Beitritt Sloweniens zur EU<br />
wird deswegen mit einer Genugtuung erwartet, wir haben es geschafft, wie auch mit einer<br />
Zuversicht, dass wir auch in unserer europäischen Zukunft aus eigener Kraft schaffen<br />
können und auch schaffen werden. Beides hat auch zu einer praktisch einstimmigen Ent-<br />
scheidung bei dem Referendum zum EU-Beitritt geführt.<br />
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