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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Zunächst ist festzuhalten, dass die Gebührenfinanzierung des ORF zugleich einen<br />

riesigen Vorteil und eine ungeheure Bedrohung <strong>für</strong> das Unternehmen darstellt: Der Vorteil<br />

liegt darin, dass mit der Gebührenfinanzierung rund die Hälfte der Einnahmen des ORF<br />

nicht am Markt verdient werden müssen. Während andere Unternehmen in Rezessions-<br />

zeiten schwer zu kämpfen haben und jeden Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn trotz-<br />

dem nicht ausgeben, hat der ORF mit seinen Gebühren so etwas wie eine „Krisendivi-<br />

dende“: Nicht nur, dass die Gebühreneinnahmen nicht sinken, sie steigen auch noch,<br />

wenn der Stiftungsrat eine Gebührenerhöhung genehmigt, die dem Unternehmen 2004<br />

rund 30 zusätzliche Euro-Millionen in die Kassen bringt. Steigende Gebühren egalisieren<br />

die (ohnehin nur leicht) rückläufigen Werbeerlöse.<br />

Eine ausreichende Gebührenfinanzierung – als Sedativum <strong>für</strong> das kaufmännische<br />

Sensorium jedes Unternehmens – kann auch den ORF nicht vor rückläufigen Quoten<br />

bewahren: Im Jahresschnitt sind die Marktanteile in den Wettbewerbshaushalten, wo<br />

es neben dem ORF auch die volle Palette der deutschen Programme gibt, von 47,7 %<br />

(2002) auf 45,9 % (<strong>2003</strong>) gefallen. Eine gewisse Nervosität auf der Ebene der Programm-<br />

verantwortlichen, vom Info- bis zum Unterhaltungsbereich, ist beim besten Willen nicht zu<br />

leugnen.<br />

Möglicherweise könnten die Kraft- und Motivationsreserven des Unternehmens und<br />

seiner Mitarbeiter am besten befüllt werden, wenn man sich vorbehaltlos zu einer klaren<br />

Wettbewerbsposition durchringen könnte: Ein „Incumbent“, ein marktbeherrschendes<br />

Unternehmen, das seine eigene Zukunft und den Wettbewerb ernst nimmt. Das würde<br />

bedeuten, den Weg der „Selbstregulierung“ zu verlassen, einer Selbstregulierung, die von<br />

der Festlegung der Werberichtlinien über die Vereinbarung der Mietentgelte <strong>für</strong> die Mitbe-<br />

nutzung von Sendeanlagen bis hin zur Marktforschung reicht und den Markt der Mitbe-<br />

werber damit unmittelbar berührt.<br />

Niemand hat ein Interesse an einem erfolglosen, maroden ORF, der im weiter zuneh-<br />

menden Wettbewerb mit in- und vor allem ausländischen Stationen weitere Marktanteile<br />

verliert. Nach der „Entpolitisierung des ORF“ und den ersten behutsamen Maßnahmen<br />

zur Ermöglichung von Wettbewerb im Rahmen des ORF-Gesetzes von 2001 könnte die<br />

nächste, in zwei oder drei Jahren fällige ORF-Reform diesen zu wirklichem Wettbewerb<br />

und selbsttragendem wirtschaftlichen und programmlichen Erfolg und damit zu seinem<br />

eigenen Glück zwingen.<br />

Ceterum censeo …<br />

Wenn man sich zum Thema „Österreichs Medien“ äußert, kann ein „ceterum cen-<br />

seo“ zu Medienkonzentration und Medienvielfalt nicht fehlen: Neben dem Österreichi-<br />

schen Rundfunk dominieren – beherrschen – noch Kronenzeitung/Mediaprint und Ver-<br />

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