04.01.2013 Aufrufe

Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

marktwirtschaftliche Reformen, und die meisten Länder der „Dritten Welt“ sind auf dem<br />

gleichen Wege, zum Teil aus neuen, realistischeren Überlegungen, zum Teil aber auch nur<br />

deshalb, weil ihnen mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion jene Macht abhanden<br />

gekommen ist, an die sie sich bisher lieber anlehnen wollten als an den Westen.<br />

12<br />

Folge dieser Entwicklung ist eine Welt, in der es zwar nach wie vor riesige Probleme,<br />

ja Katastrophen gibt, in der aber sowohl das freiheitlich-demokratische als auch das<br />

marktwirtschaftliche Denken Riesensprünge nach vor gemacht haben. Zumindest auf den<br />

ersten Blick haben sich die Staaten der Welt stark aneinander angeglichen, und das Stich-<br />

wort, mit dem das am deutlichsten ausgedrückt wird, heißt „Globalisierung“.<br />

Das ist allerdings ein schillernder Begriff, der Verschiedenstes in sich zusammen fasst<br />

und schon deshalb nicht unumstritten sein kann. Natürlich steht bei seiner Bewertung<br />

ebenso wie bei seiner Definition die wirtschaftliche Seite im Vordergrund. In dieser Bezie-<br />

hung bedeutet Globalisierung die Weiterentwicklung der Weltwirtschaft nach marktwirt-<br />

schaftlichen Regeln, als da sind freie Entscheidung der Nationalökonomien und der einzel-<br />

nen Unternehmen über ihre Produktion und ihren Handel, freie Preisbildung auf weltweiten<br />

Märkten, freier Austausch und freie Konvertibilität der Währungen; darüber hinaus weltwei-<br />

ter Wettbewerb, weltweite Arbeitsteilung, weltweite Produktions- und Entwicklungsprozesse<br />

und selbstverständlich auch weltweite Konzentrationen und Kooperationen.<br />

Alles das ist durchaus nicht eindeutig zu beurteilen. Wirtschaftlich birgt die Globali-<br />

sierung – entgegen verbreiteter Annahme – erhebliche Chancen in sich, auch <strong>für</strong> die<br />

schwächeren, weniger entwickelten Ökonomien. Gefahren sind aber ebenfalls nicht von<br />

der Hand zu weisen, besonders die Gefahr ungleicher Verteilung der Vorteile und damit<br />

die Gefahr weltweiter Konflikte. Darauf wird noch zurück zu kommen sein.<br />

Zuvor muss aber eine ganz andere, geistige Problematik zur Sprache kommen, die<br />

eng mit der Globalisierung, ja eigentlich schon mit ihren kolonialen Vorstufen zusammen<br />

hängt.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung, von der hier die Rede war, hat nämlich fast zwangs-<br />

läufig auch Konsequenzen <strong>für</strong> das Zusammenleben, ja <strong>für</strong> die Gefühls- und Gedankenwelt<br />

der an der Globalisierung beteiligten Menschen. Die ökonomisch schwächeren Völker wer-<br />

den mit wesentlichen, vor allem amerikanischen Denk- und Verhaltensweisen konfrontiert,<br />

die westliche Form des Produzierens ruft Schritt <strong>für</strong> Schritt auch Folgen <strong>für</strong> ihr gesell-<br />

schaftliches Leben hervor. Naturwissenschaft und Technik, ohnehin nach weltweit gültigen<br />

Regeln und Gesetzen lebend, treten immer mehr in den Vordergrund. Und die modernen<br />

Massenmedien, von den allermodernsten Informationstechniken gänzlich abgesehen, tun<br />

noch das Ihrige dazu.<br />

Völker, die solchen Egalisierungskräften ausgesetzt sind, mögen darauf durchaus<br />

unterschiedlich reagieren. Dass viele von ihnen zutiefst irritiert sind, ja dass sie sich sogar<br />

in ihrer kulturellen Identität gefährdet fühlen, darf aber niemand überraschen und hat – je<br />

länger desto besser – natürlich auch seine politischen Folgen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!