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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Bildung und Lernen – das gehe halt nicht schmerzfrei vonstatten. Wir wissen aber nicht<br />

zuletzt aus der Gehirnforschung, dass wirkliches Lernen nur dann möglich ist, wenn<br />

Freude mit dabei ist. Die meisten Kinder sind von sich aus kompetitiv und haben viel Spaß<br />

daran, sich in ihren Kräften zu messen. Sie sind begeistert bei der Sache, wenn sie sich<br />

neues Wissen aneignen, sind neugierig und offen. Sie bringen alles, was man braucht, um<br />

gut lernen zu können, von Geburt an mit.<br />

Nicht jene Lehrer, die immer noch „Nicht-genügend-Orgien“ feiern, sollen in den<br />

Konferenzen den Ton angeben, sondern jene, die das Kunststück beherrschen, auch ohne<br />

Notendruck und ohne Leidensdruck erfolgreich zu unterrichten. Kunst-, Musik- und Religi-<br />

onsunterricht verlaufen im Wesentlichen erfolgreich ohne „Nicht genügend“, ohne Schul-<br />

arbeit und ohne Angst vor Nachprüfungen. Das sind best-practice-Modelle, ebenso wie<br />

der Grundschulbereich. Es ist kein Zufall, dass die Volksschulzeit im Allgemeinen die<br />

glücklichste Schulzeit der Kinder ist. Dennoch haben diese Pädagoginnen und Pädago-<br />

gen, die wirklich eine kleine humanitäre Revolution im Schulwesen zustande gebracht<br />

haben, im öffentlichen pädagogischen Diskurs nicht jenen Stellenwert, den sie seit langem<br />

verdienen.<br />

Das Problem mit den Männern<br />

Die männliche Jugend lebt zur Zeit in einem emotionalen Vakuum – sie müssen fast<br />

notgedrungen schwierig werden. Wann erlebt ein Bub den Mann in der Erziehung? In der<br />

Familie abnehmend; im Kindergarten hat er die Tante; in der Volksschule hat er die Leh-<br />

rerin und im höheren Schulwesen wieder zu 70-80 % Lehrerinnen. Die Buben müssen<br />

den Eindruck gewinnen, dass Erziehung eine Angelegenheit von Frauen <strong>für</strong> Mädchen ist.<br />

Den Buben geht etwas unendlich Wichtiges ab: ein positives männliches Rollenmodell.<br />

Die Schüler der Volksschulen klammern sich oft an den einzigen Mann, den sie in der<br />

Volksschule erleben, und das ist der Schulwart. Sie suchen sich ihre Vorbilder in Video-<br />

spielen oder in Filmen. Die Männer fehlen im Erziehungsprozess, das wirkt sich ungünstig<br />

auf das Selbstwertgefühl von Burschen aus und bildet einen guten Nährboden <strong>für</strong> Aggres-<br />

sionen. So wie wir mehr Frauen in Führungspositionen von Wirtschaft und Schule fordern,<br />

reklamieren wir in den Alltag der Schule die Männer zurück. Dies würde mit einer höheren<br />

gesellschaftlichen Wertschätzung des Grundschul- und Erziehungsbereiches ohnehin<br />

einher gehen.<br />

Wir brauchen eine Schule, die Freude und Optimismus vermittelt, in der die Kinder<br />

lachen und nicht vor Angst dumm werden. Abschließend eine Anleihe von Sigmund Freud:<br />

Was ist jenseits der Lust? Thanatos, der Tod, das Prinzip des Absterbens. Nur diesseits der<br />

Lust ist Eros, das lebensspendende Prinzip. Wir dürfen in den Schulen nicht das Abster-<br />

ben vermitteln, sondern die Freude und die Zuversicht und das Leben.<br />

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