Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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festzustellen, wenn in kürzestmöglicher Zeit humanistischer „Stoff“ behandelt wird.<br />
Gleichzeitig sind Begriffe wie Wertewandel und Werteverlust ständige Begleiter in jeglicher<br />
Form von Literatur geworden, die sich mit Trendforschung und -findung befasst. Welche<br />
Werte, welche Ideale haben sich denn eigentlich von wo nach wo gewandelt? Wir müssen<br />
anscheinend auf unser Wertefundament aufpassen und es pflegen. Damit sei keinesfalls<br />
das wertekonservative Weltbild zum Einzementieren gemeint. Vielmehr müssen wir unsere<br />
moderne Welt immer auch hinterfragen können, auf Grundlage dessen, was uns an Quel-<br />
len der Werteorientierung angeboten wird. Gerade unseren Kindern müssen wir dieses<br />
Angebot der Wertfindung unterbreiten. Der Humanismus ist daraus nicht wegzudenken.<br />
Schenkt man den neuesten Studien zu Werthaltungen von jungen Menschen Glauben,<br />
dann stehen diese vor einer Schere zwischen „Karriere machen“ und „glücklich sein im<br />
Rahmen der Familie“ 15 . Welches Angebot kann Schule zur Sinnfindung und Orientierung<br />
in solchen existenziellen Fragen beisteuern? Gibt es da<strong>für</strong> „nur“ den Religionsunterricht?<br />
Es zeugt von Ignoranz, wenn man zwar die Entwicklung wahrnimmt, dass Jugendliche<br />
zunehmend keiner Religionsgemeinschaft oder einer anderen als der Christlichen ange-<br />
hören, manche auch den Religionsunterricht abwählen, die Schule aber kein Angebot<br />
unterbreitet, das Orientierung über Werte, das Leben in unserer Gesellschaft und Hilfe bei<br />
der Sinnsuche im Leben beinhaltet. 16 Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich<br />
formuliert in diesem Zusammenhang in seinem Sozialwort, dass „Bildung ... sich den<br />
Herausforderungen einer Weltgesellschaft stellen (muss). Um weltweite Zusammenhänge<br />
zu erkennen, zu verstehen und zu gestalten, ist die Entwicklung eines globalen Ethos zu<br />
fördern. Da<strong>für</strong> sind interkulturelles Lernen, Friedenserziehung, Fragen der sozialen und<br />
der Geschlechtergerechtigkeit sowie politische und wirtschaftliche Alphabetisierung wich-<br />
tig.“ 17 Welche erprobten Mittel stehen uns denn heute bereits zur Erfüllung dieser Aufgabe<br />
neben dem Religionsunterricht zur Verfügung? Der Ethikunterricht hat sich bereits<br />
bewährt, um auf dem Weg zur Entwicklung eines globalen Ethos gemeinsam mit dem<br />
Religionsunterricht SchülerInnen Hilfe und Orientierung zu bieten. Wird er abgelehnt, so<br />
geschieht das heute meist aus programmatischer Starrheit.<br />
1 Belege <strong>für</strong> die Ansätze verdienter steirischer Bildungspolitiker u.a. vom Modell Steiermark 1972, 58 bis zu Bernd<br />
80<br />
SCHILCHER: Alles Ganztagsschule – oder was? In: Politicum 93, 35-37.<br />
2 Die nachfolgend genannten Studien der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> können bezogen werden unter: <strong><strong>Steirische</strong>s</strong> Institut <strong>für</strong><br />
<strong>Politik</strong> und Zeitgeschichte, Karmeliterplatz 6, 8010 Graz.<br />
3 Forschungsinstitut x-sample: Schule neu denken, Graz <strong>2003</strong>; ExpertInnenbefragung zum Themenbereich Ganztags-<br />
und Gesamtschule, Graz <strong>2003</strong>; So sollte Schule sein! Forderungskatalog der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, Graz <strong>2003</strong>.<br />
4 Forschungsinstitut x-sample: Umfrage unter SteirerInnen zum Thema Ganztags- und Gesamtschule, Graz September<br />
<strong>2003</strong>.<br />
5 Z.B. Kleine Zeitung, Kurier, Standard im Herbst <strong>2003</strong>; Krone im Jänner 2004.