Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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und die Menschheit sich infolgedessen auf eine Serie weltanschaulich begründeter Welt-<br />
kriege einrichten müsse. Diese Themen verursachten beträchtliches Aufsehen, zumal ihr<br />
Urheber, insbesondere bei Medienauftritten, mitunter Unklarheiten über die Wahrschein-<br />
lichkeit aufkommen ließ, mit der er den Eintritt seiner Prophezeiungen erwartete. (Außer-<br />
dem mag es gerade zwischen seiner Formel „clash of civilizations“ und der üblichen deut-<br />
schen Übersetzung „Kampf der Kulturen“ zu so nicht beabsichtigten Dramatisierungsef-<br />
fekten gekommen sein – „clash“ ist deutlich weniger als „Kampf“ oder gar „Krieg“).<br />
Wie auch immer: Der Ausgangspunkt Huntingtons ist nach hier vertretener Ansicht<br />
durchaus realistisch. Die Machtblöcke, von denen auch er ausgeht, bestehen zum Teil<br />
schon heute, zum anderen Teil zeichnet sich ihre Entstehung in der politischen Realität<br />
deutlich ab. Ideologische, aber auch ökonomische Interessenkonflikte zwischen ihnen sind<br />
ebenfalls so gut wie sicher und dementsprechend lässt sich auch die Gefahr militärischer<br />
Auseinandersetzungen zwischen ihnen keineswegs ausschließen.<br />
Zu bestreiten ist allerdings der Automatismus, von dem Huntington zumindest in<br />
manchen seiner Äußerungen ausgegangen ist und den vor allem seine Nachbeter gepre-<br />
digt haben. Selbstverständlich haben wir es hier mit einer reellen Gefahr zu tun. Im Übri-<br />
gen verhält es sich hier aber wie bei Gefahren immer: Sie können sich zwar realisieren,<br />
aber sie müssen es nicht.<br />
Und vor allem gilt: Man kann etwas dagegen tun, dass Gefahren sich realisieren.<br />
Bei der eminenten Gefährdung, um die es hier geht, wird es <strong>für</strong> alle Staaten und Staaten-<br />
gruppierungen in absehbarer Zukunft sogar eine zentrale Aufgabe sein, da<strong>für</strong> Sorge zu<br />
tragen, dass sie sich nicht realisieren!<br />
Das Problem wird, wenn der Anschein nicht trügt, die Weltpolitik der nächsten Jahr-<br />
zehnte beherrschen, und es ist nicht möglich, in einem so kurzen Beitrag wie dem vorlie-<br />
genden, auch nur die wichtigsten Probleme und die ihnen entsprechenden Aufgaben zu<br />
skizzieren. Nur ein paar von den Dimensionen, in denen hier gedacht werden muss, las-<br />
sen sich gegenwärtig erahnen.<br />
Soziale Marktwirtschaft weltweit?<br />
Die absehbaren Spannungen zwischen den Weltregionen mögen durch wirtschaftli-<br />
che Ungleichheiten zwar nicht verursacht sein, doch sie werden im Denken unterprivile-<br />
gierter Völker stets vorhanden sein und auch anderweit entstandene Konflikte zusätzlich<br />
vertiefen. Daher gilt es nach Mitteln und Wegen zu suchen, wenigstens die schlimmsten<br />
dieser Ungleichheiten zu beheben oder doch abzumildern. Es ist sicherlich höchst unge-<br />
nau, hier von der Ausdehnung der in Deutschland so genannten „Sozialen Marktwirt-<br />
schaft“ auf Weltmaßstäbe zu sprechen. Für den Augenblick zeigt dieser Vergleich aber<br />
doch, wohin die Reise eigentlich gehen müsste.<br />
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