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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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Slowenien aus europa-historischer Perspektive<br />

194<br />

Ich möchte nur ganz kurz den historischen Gesichtspunkt des EU-Beitritts Sloweni-<br />

ens ansprechen und mich dann den Perspektiven zuwenden. Der rote Faden der sloweni-<br />

schen Nationalpolitik ist – wenn schon nicht früher, aber ganz sicher in aller Klarheit –<br />

in einer Petition an den Kaiser Ferdinand im Jahre 1848 formuliert worden 1 . Darin<br />

wird die Gründung eines Königreiches Slowenien unter der habsburgischen Krone<br />

gefordert, das Herzogtum Krain und Teile der Steiermark, Kärntens sowie Görz und das<br />

Küstenlands beinhalten sollte. Für die so formulierte slowenische Nationalpolitik war es<br />

charakteristisch, dass die Gründung eines slowenischen Nationalstaates auf demokra-<br />

tische Weise angestrebt wurde. So versuchte man den Kaiser mit dem Sammeln von<br />

Unterschriften zu einer positiven Entscheidung zu bewegen und man hatte letztendlich<br />

ein Referendum zum Lossagen von Jugoslawien abgehalten. Man hat die Perspektive<br />

eines slowenischen Staats im Rahmen einer europäischen Vereinigung gesehen und man<br />

war immer anpassungsbereit. So hat man sich schon während des Ersten Weltkrieges<br />

und besonders nach ihm dem Diktat der siegreichen Entente gebeugt. Es war aber das<br />

Jahr 1957, das die neuen Hoffnungen aufweckte und eine klare Alternative zu post-ver-<br />

saillesschen Europa öffnete und damit die uralten Ziele der slowenischen Nationalpolitik<br />

neu belebte. Die Ursache war die Gründung der EWG. Die Idee war am Anfang auf eine<br />

relativ kleine intellektuelle Elite des Landes begrenzt. Durch die institutionelle und wirt-<br />

schaftliche Stärkung Europas haben mehr und mehr Leute in einem souveränen Slowe-<br />

nien innerhalb der Gemeinschaft der europäischen Nationen ihr politisches Ziel und ihre<br />

Perspektive in dem Gegensatz zu dem kläglichen Dasein in einem kommunistischen<br />

Jugoslawien gesehen.<br />

Ende der slowenischen Nationalpolitik<br />

In den achzigen Jahren des vorigen Jahrhunderts war es soweit, dass die große<br />

Mehrheit der Slowenen die Ideale der Souveränität und der EU-Mitgliedschaft miteinander<br />

verknüpft hat und klar ein souveränes Slowenien innerhalb der EU gefordert hat. Man<br />

hat nur noch auf die Möglichkeit gewartet, darüber demokratisch zu entscheiden. Dies<br />

wurde in Form von zwei Volksumfragen durchgeführt. Die erste 1990 hatte ein großes<br />

Ja zur slowenischen Unabhängigkeit gebracht und die zweite im vorigen Jahr ein ähnlich<br />

großes Ja zum EU-Beitritt. So betrachtet endet am 1. Mai ein langes Kapitel der slowe-<br />

nischen Nationalpolitik. Es gab viele hin und her und es gab viele Hoffnungen und Enttäu-<br />

schungen, aber letztendlich kann man zu Recht feststellen, dass wir es geschafft haben.<br />

Das gibt Slowenien das nötige Selbstbewusstsein und die nötige Zuversicht <strong>für</strong> einen Neu-<br />

anfang.

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