Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei
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Schul- und Bildungsreform:<br />
Miteinander zum Bildungskonsens Andreas Schnider<br />
In der Steiermark gehen die Uhren anders<br />
Schulreform und breite öffentliche Diskussion darüber sind ein traditionell steirisches<br />
Thema. Erlauben wir uns einen Blick zurück: Die Zweite Republik ab Mitte der siebziger<br />
Jahre. Die Steirer lassen durch progressive, Parteien übergreifende Ansätze zu einer<br />
Schulreform aufhorchen. Bernd Schilcher und seine Mitstreiter initiieren unter dem Patro-<br />
nat der Landeshauptleute Niederl und Krainer richtungsweisend eine pädagogisch<br />
fundierte ideologiefreie Diskussion. 1 Flankiert werden diese Ansätze durch Entwicklungen<br />
in den nordeuropäischen Ländern, allen voran Finnland, in denen ein nationaler Bildungs-<br />
konsens zu einer völligen Umgestaltung der Schullandschaft führt. Gesamtschule und<br />
Ganztagsschule halten dort in länderspezifischer Ausformung Einzug und bestehen<br />
mit gutem Erfolg bis heute fort. In Österreich sind die Ansätze, aber auch die Erfolge<br />
bescheidener.<br />
Zurück zum Jahre <strong>2003</strong>: Am 11.3.<strong>2003</strong> legt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> im Politicum<br />
93 die Ergebnisse ihrer Bildungsplattform dar, die vom 19.3.2002 an ein Jahr lang<br />
Konzepte zur Bildungspolitik erarbeitet hat. Seit dem Startschuss <strong>für</strong> die Zukunftskom-<br />
mission des Bildungsministeriums nahmen an Diskussionsveranstaltungen mit Beteiligung<br />
der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> und an den „Vor Ort am Wort-Stammtischen“ von August<br />
<strong>2003</strong> bis März 2004 ca. 2.500 LehrerInnen, Eltern, SchülerInnen und <strong>Politik</strong>erInnen teil,<br />
um über den Reformbedarf in Österreichs Schulen zu diskutieren. Die Ergebnisse dieser<br />
Diskussionen 2, 3 und weiterer empirischer Erhebungen 4 werden in die öffentliche Diskus-<br />
sion um die Schulreform eingebracht. Alle großen österreichischen Tageszeitungen ver-<br />
arbeiten das Thema Schulreform über die Vergänglichkeit der Tagesmeldungen hinaus zu<br />
Serien über verschiedenste Schulorganisationsformen, Unterrichtsformen und Unterrichts-<br />
inhalte. 5 Die Bildungs- und Schulreform nimmt bald einen zentralen Platz in der öffent-<br />
lichen Diskussion ein.<br />
Diese Errungenschaften des Jahres <strong>2003</strong> sind jedoch nur als Auftakt zu verstehen,<br />
zu einem nationalen Konsens über Entwicklungen in Bildungs- und Schulthemen. Refor-<br />
men in dieser in Sonntagsreden oft als wichtigste Ressource und Zukunftschance der<br />
ressourcenarmen Industrienationen gepriesenen Bildungslandschaft sind nur im Konsens<br />
aller gesellschaftlichen Gruppierungen und in Parlamenten vertretenen Parteien möglich,<br />
müssen sie doch der Gefahr entgehen, zwischen parteipolitischer Ideologisierung zer-<br />
rieben zu werden.<br />
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