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Steirisches Jahrbuch für Politik 2003 - Steirische Volkspartei

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der Ruf nach Stundenkürzungen und Lehrplanbereinigung sehr laut geworden. Dies ist<br />

eine ständige Gratwanderung, und eine umfassende Reform der Bildungsinhalte aller<br />

Schultypen ist längst überfällig.<br />

74<br />

Unser Schulsystem stammt aus der Zeit Maria Theresias. Eine Reform ist nicht nur<br />

im inhaltlichen-pädagogischen Sinne notwendig (das Projekt „Zukunftskommission“ der<br />

Bundesministerin Gehrer steht <strong>für</strong> diese Reform), sondern mindestens so dringend auf<br />

der Ebene der Verwaltung. Die Doppelgleisigkeiten zwischen Bund, Ländern und Gemein-<br />

den sind einer vernünftigen Erneuerung des Systems nicht dienlich. Die Zuständigkeiten<br />

müssen gebündelt werden. Für die Steiermark schlage ich eine Schulbehörde <strong>für</strong> all jene<br />

vor, die eine Schule besuchen, sei es eine Pflichtschule, Fachschule oder AHS. Diese zen-<br />

trale Behörde hat regionale Außenstellen in den Bezirken zu führen und gibt eine strin-<br />

gente Linie in der Verwaltung des gesamten Schulsystems vor. Im Österreich-Konvent fin-<br />

det die Bereinigung dieser unsäglichen Verflechtungen der Zuständigkeiten einen durch-<br />

aus bedeutenden Stellenwert. Es gilt, das System mit Nachhaltigkeit umzubauen.<br />

Ein zusätzliches Ziel ist die Festlegung von Leistungsstandards. Damit kann man<br />

Frustrationen in der Wirtschaft abbauen, dann klaffen deren Erwartungshaltungen und<br />

tatsächliche Kompetenzen von Schulabgängern nicht mehr so weit auseinander.<br />

Leistung – Liebe – Lachen<br />

Die Zeit der Ausbildung muss vor allem zu einem sinnerfüllten, „ganzen“ Leben füh-<br />

ren. Dazu gehören Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Gemeinschaftsarbeit. Kurz, das<br />

ganze pralle Leben findet bereits in der Schule statt.<br />

Die PISA-Studie hat einen kritisierbaren Nachteil. Sie misst das „L“ der Leistung,<br />

aber nicht das „L“ der Liebe und das „L“ des Lachens. Leistung kann gemessen und inter-<br />

national verglichen werden, aber das größte Detailwissen nützt einer Gesellschaft nichts,<br />

wenn wir nicht in der Lage sind, junge Menschen zu Optimismus, Zuversicht, Selbstbe-<br />

wusstsein und Lebensfreude zu befähigen. Eines ist klar: Der hochinformierte, höchstge-<br />

bildete und einsame Neurotiker ist nicht Ziel unseres Bildungssystems. Er findet auch in<br />

der Wirtschaft keinen Platz.<br />

Die Schule wird sich in Zukunft über das körperliche und seelische Wohlbefinden<br />

der Kinder verstärkt Gedanken machen müssen – in Zusammenarbeit mit den Eltern ver-<br />

steht sich. Denn sie tragen nach wie vor die Hauptverantwortung an der Erziehung und<br />

Entwicklung ihrer Kinder. Die Medienberichte der letzten Zeit über die Verzweiflung von<br />

japanischen Jugendlichen, die den absurd hohen Anforderungen ihrer Eltern und der<br />

Leistungsgesellschaft nicht gewachsen sind, sprechen <strong>für</strong> sich.<br />

Im Gefolge der Pisa-Diskussion gibt es ein seltsames und atavistisches Paradoxon:<br />

Häufig wird proklamiert, man solle den Kindern und Jugendlichen wieder mehr zumuten.

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