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Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...

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Die nächste Version ist durch das Auslassen des Akkusativsobjekts und die unzulässige<br />

Verwendung des Modalverbs müssen gekennzeichnet:<br />

− Muss er jetzt wohl denken?<br />

Da<strong>mit</strong> wird die semantische Größe verändert und die Aussage unvollständig<br />

wiedergegeben.<br />

Auffällig ist folgende Version durch den Ersatz der 3. Pers. durch die 2.:<br />

− Willst du jetzt an jemanden denken?<br />

Außerdem ist das Interrogativpronomen wen durch das Indefinitpronomen jemanden<br />

ersetzt. Dabei bezieht sich die Frage nicht mehr nur auf ein Satzglied wie in (4), sondern<br />

auf den gesamten im Satz ausgedrückten Sachverhalt. Semantisch betrachtet kann das<br />

Modalverb wollen nicht als ein Äquivalent für Beispiel (4) herangezogen werden, weil es<br />

sich viel mehr um eine Annahme als um eine Absicht bzw. einen Wunsch handelt.<br />

Buscha/Linthout (2000) halten folgende drei Varianten für die Wahl des Modalverbs für<br />

richtig: An wen mag / kann / könnte er jetzt denken? Von der Kontrollgruppe wurden<br />

zusätzliche Interpretationen vorgeschlagen: An wen dürfte er jetzt wohl denken? Ich<br />

möchte wissen, an wen er jetzt denkt? An wen wird er wohl denken? An wen wird er jetzt<br />

wohl denken müssen? Während die erste Version vielleicht nicht die gängigste, aber eine<br />

durchaus geeignete Möglichkeit darstellt, ist die Analyse der zweiten Version nicht ganz<br />

so einfach. Das Modalverb möchten bzw. mögen ist zwar in der Lage, eine korrekte<br />

Umformulierung zu liefern (vgl. die erste Lösungsvariante von Buscha/Linthout 2000:<br />

217 f.) wird jedoch syntaktisch auf kreative Weise eingesetzt, nämlich innerhalb eines<br />

einleitenden Satzteiles <strong>mit</strong> neuem Subjekt ich, wodurch die direkte Frage in eine<br />

indirekte verwandelt wird. Nach Meinung der Verfasserin ist Satz (4) <strong>mit</strong> dieser Lösung<br />

sinngemäß wiedergegeben. In den letzten beiden Versionen der Kontrollgruppe ist zwar<br />

der Sinn des Ausgangssatzes getroffen, allerdings nicht unter Verwendung eines<br />

Modalverbs, sondern von werden. Dass die letzte Version zusätzlich müssen beinhaltet,<br />

ändert nichts an dieser Analyse.<br />

Interessanterweise verzichten Buscha/Linthout (2000) bei ihren Lösungsvorschlägen auf<br />

die Modalpartikel wohl. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen zeigen jedoch,<br />

wie harmonisch sich wohl auch in Sätze <strong>mit</strong> dürfen, müssen, können, mögen oder werden<br />

einfügt. Auf diese Weise gehen die Lebendigkeit und Natürlichkeit in Beispiel (4) durch<br />

die Umformung nicht verloren. Nach der Interpretation von Buscha/Linthout (2000)<br />

können die Deutschlernenden zu irreführenden Ergebnissen kommen und die<br />

Modalpartikeln als Paraphrasen der <strong>Modalverben</strong> oder als Redundanzelemente und<br />

nicht als Verstärkungs- oder Verknüpfungs<strong>mit</strong>tel betrachten. Die Mängel in den<br />

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