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Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...

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Bei einer der von der Kontrollgruppe angebotenen Versionen wird die Andeutung eines<br />

Vorwurfs durch das Modalverb dürfen in Verbindung <strong>mit</strong> einer Modalpartikel (hier:<br />

ruhig) erreicht. Zum Vergleich: Du hättest ruhig den Rasen mähen dürfen. Eine<br />

Paraphrasierung <strong>mit</strong> Hilfe von dürfen ist also prinzipiell möglich.<br />

Akzeptabel wäre auch eine Umformung <strong>mit</strong> dem Modalverb sollen, die von<br />

Buscha/Linthout (2000) als Lösung angeboten wird Du hättest den Rasen mähen sollen.<br />

Dieser Ansatz wird in der nächsten Version von einer Probandin verfolgt, jedoch leider<br />

temporal fehlerhaft umgesetzt:<br />

− Du solltest den Rasen mähen.<br />

Der letzte Satz der schriftlichen Aufgabe bereitet <strong>Probleme</strong> sowohl in der Semantik als<br />

auch in der Grammatik. Zum Vergleich:<br />

(10) Wahrscheinlich wurde das Bild gestohlen.<br />

Durch das Modaladverb wahrscheinlich wird eine Annahme zum Ausdruck gebracht,<br />

derer Gewissheitsgrad sehr hoch ist. In Kapitel 2.2.2.2 wurde festgehalten, dass müssen,<br />

mögen, können und dürfen im epistemischen Gebrauch eine Annahme <strong>mit</strong><br />

unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsgraden bezeichnen können (vgl. Tabelle 4). Daher<br />

weisen Umformulierungen, in denen das Modaladverb wahrscheinlich durch die<br />

<strong>Modalverben</strong> müssen, mögen, können und dürfen paraphrasiert wird, verschiedene<br />

Bedeutungsschattierungen der Vermutung auf. Buscha/Linthout (2000) interpretieren<br />

Beispiel (10) durch können im Konjunktiv II Das Bild könnte gestohlen worden sein.<br />

Allerdings nähert sich die Bedeutung von könnte dem Modaladverb vielleicht viel weiter<br />

an als dem Adverb wahrscheinlich und reduziert da<strong>mit</strong> den Grad der Wahrscheinlichkeit<br />

deutlich. Dies gilt ebenso für Entsprechungen <strong>mit</strong> können und mögen im Indikativ, die<br />

von den Probandinnen grammatisch fehlerhaft gebildet worden sind. Zum Vergleich:<br />

− Das Bild mag / kann gestohlen werden.<br />

− Das Bild konnte gestohlen sein.<br />

Einen höheren Wahrscheinlichkeitsgrad beinhaltet die nächste, wenn auch temporal<br />

falsch gebildete Version:<br />

− Das Bild muss gestohlen werden.<br />

Weiter wurde (10) durch sollen im Konjunktiv und Indikativ wiedergegeben:<br />

− Das Bild soll / sollte gestohlen worden.<br />

Wie sinngemäß ist diese Interpretation? Was das indikativische sollen anbelangt, so<br />

bezeichnet es die Wiedergabe einer fremden Darstellung, entspricht in diesem Fall also<br />

dem <strong>mit</strong> einem anderen Modaladverb gebildeten Satz Angeblich ist das Bild gestohlen<br />

worden. Die Vermutungsbedeutung wird nicht getroffen. Was die Version im Konjunktiv<br />

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