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Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...

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syntaktisch fehlerhaft ist, ist sie als Paraphrase im angebotenen Kontext ebenso<br />

unakzeptabel. Unter Bezugnahme auf Brinkmanns Studie (1971) lässt sich die ist zu-<br />

Konstruktion durch können im nicht-epistemischen Gebrauch umformulieren, wenn es<br />

sich um eine passive Form handelt (ausführlicher dazu vgl. Kap. 2.1.3). Da dies aber<br />

nicht der Fall ist, ist der Ersatz von können durch sein <strong>mit</strong> zu-Infinitiv ausgeschlossen.<br />

Außerdem ist das Verb stimmen in der Bedeutung von richtig sein nicht in der Lage, ein<br />

Passiv zu bilden.<br />

Auch der nächste Satz bereitet Schwierigkeiten auf der semantischen und<br />

syntaktischen Ebene. Bedingt durch unterschiedliche Beziehungen der Notwendigkeit<br />

– aletisch oder deontisch – weist das Modalverb müssen unterschiedliche<br />

Bedeutungsschattierungen auf. Je nach dem Kontext lässt sich müssen auch inferenziell<br />

interpretieren (vgl. dazu Kap. 2.2.2.2). So kann das nächste Beispiel nicht-epistemisch<br />

und epistemisch gedeutet werden.<br />

(2) Sie muss die Tiere täglich <strong>mit</strong> Wasser und Nahrung versorgen.<br />

Zum ersten kann eine Aufforderung an eine dritte Person gerichtet werden Es ist ihr<br />

Job, die Tiere täglich <strong>mit</strong> Wasser und Nahrung zu versorgen. Ferner kann es sich um die<br />

Notwendigkeit aus einem physischen Zwang heraus handeln, wie etwa Sie muss die<br />

Tiere täglich <strong>mit</strong> Wasser und Nahrung versorgen, sonst sterben sie. Zum dritten –<br />

inferenziell epistemisch – kann auch eine Annahme zum Ausdruck gebracht werden z.B.<br />

Bestimmt versorgt sie die Tiere täglich <strong>mit</strong> Wasser und Nahrung, sie ist sehr<br />

pflichtbewusst.<br />

Die vom Au-pair angebotene Version<br />

− Sie wird die Tiere täglich <strong>mit</strong> Wasser und Nahrung versorgen<br />

gilt für die Umformulierung in nicht-epistemischer Verwendung als falsch, weil werden<br />

weder aletische noch deontische Bedeutung besitzt. Die Ersetzbarkeit im epistemischen<br />

Gebrauch könnte als korrekt betrachtet werden, wenn es sich nicht um eine<br />

unterschiedliche Natur der Annahme handelte. Durch müssen wird die Annahme auf<br />

eine Beobachtung und durch werden auf die Kenntnis einer Person gestützt. Es existiert<br />

auch kein periphrastisch temporaler Bezug zwischen müssen und werden im<br />

Unterschied beispielsweise zu wollen, wenn sich der Sprecher auf ein Geschehen bezieht,<br />

das noch nicht im Sprechzeitpunkt abläuft Sie will sich um die Tiere kümmern.<br />

Die nächste Version ist semantisch korrekt, lediglich syntaktisch wurde der Fehler<br />

begangen, den erweiterten Infinitv ohne zu-Konjunktion zu verwenden:<br />

− Sie ist verpflichtet, die Tiere täglich <strong>mit</strong> Wasser versorgen.<br />

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