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Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...

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Wie es im Kapitel 2.2.2 erwähnt worden ist, gibt es im Russischen keine entsprechende<br />

Modalverbgruppe beim epistemischen Gebrauch. Das russische Modalverb мочь kann<br />

zwar für die Wiedergabe von können, müssen, dürfen und mögen epistemisch verwendet<br />

werden, ist jedoch nicht in der Lage, alle die in Tabelle 4 dargestellten<br />

Bedeutungsvarianten wiederzugeben. Dafür sind im Russischen andere lexikalische<br />

Entsprechungen sowie syntaktische Konstruktionen zuständig, etwa возможно /<br />

möglicherweise, наверно / vielleicht, должно быть / wahrscheinlich, скорее всего /<br />

höchstwahrscheinlich. Aber auch sie können einander sinngemäß ersetzen. Eine genaue<br />

Zuordnung kann nur im konkreten Kontext erfolgen und ist in hohem Maße von der<br />

Einstellung und Meinung des Sprechers abhängig. Einige Beispiele für modale<br />

Äquivalente zu können, müssen, dürfen und mögen wurden im einleitenden Teil zu<br />

Kapitel 2.2.2 angeführt; einen Überblick gibt Tabelle 5 am Ende dieses Kapitels.<br />

Wollen und sollen können zur Redewiedergabe dienen und dabei die Meinung des<br />

Sprechers zum Wahrheitsgehalt des ausgesagten Sachverhalts zum Ausdruck bringen.<br />

Diese Fähigkeit grenzt wollen und sollen von den anderen klassischen <strong>Modalverben</strong> in<br />

der epistemischen Lesart eindeutig ab. Verständlicherweise ergeben sich daraus<br />

mindestens zwei Fragen: Handelt es sich dabei um grundsätzlich unterschiedliche<br />

Lesarten? Und wenn dies der Fall sein sollte, wie kann der Sprecherbezug bei einer<br />

durch wollen bzw. sollen ver<strong>mit</strong>telten Rede variieren? Um diese Fragen zu beantworten,<br />

sollte man sich auf konkrete Beispiele beziehen. Zum Vergleich:<br />

(9) Anna will ihn nicht gesehen haben.<br />

(10) Anna soll ihn nicht gesehen haben.<br />

In Satz (9) geht die Behauptung von der Person selbst aus, Anna sagt, sie habe ihn nicht<br />

gesehen. (10) erfordert eine andere Interpretation, und zwar, dass eine andere Person<br />

bzw. andere Personen behaupten, Anna habe ihn nicht gesehen. Das heißt, dass sich der<br />

Sprecher durch wollen auf die Äußerung der Person im Subjekt und durch sollen auf die<br />

Äußerung eines Dritten bezieht.<br />

Welche Rolle spielt der Sprecherbezug beim referierenden wollen bzw. sollen? In der<br />

Literatur herrscht hier Uneinigkeit. Einige Autoren sprechen über eine Distanzierung<br />

seitens des Sprechers (vgl. Plank 1981: 57 ff, Weinrich 1993: 312 ff, Gladrow 1998: 110),<br />

andere stimmen dem nicht zu (vgl. Wunderlich 1981: 28, Ölschläger 1989: 235, Letnes<br />

2002: 102).<br />

An den Beispielen (9-10) ist ersichtlich, dass die beiden <strong>Modalverben</strong> wollen und sollen<br />

eine <strong>mit</strong>telbare Information übertragen. Der Sprecher distanziert sich dabei von dieser<br />

Information und stellt gleichzeitig die Wahrheit bzw. Falschheit dieser Information in<br />

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