Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...
Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...
Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Obwohl das Feld der Modalität im Russischen und Deutschen bereits ausführlich<br />
beschrieben worden ist, scheint es nicht einfach zu sein, die Entwicklung der<br />
Modalitätsforschung historisch-kontrastiv darzustellen. Es ist schwierig zu entscheiden,<br />
welche Studien dieser oder jener Sprachwissenschaftler dabei angeführt werden sollen.<br />
Hier werden diejenigen Arbeiten in Betracht gezogen, die eine wesentliche Rolle im<br />
Modalitätsbereich der <strong>deutschen</strong> und russischen Sprache gespielt haben und auf denen<br />
die gegenwärtige Modalitätsforschung basiert. Daneben sollen solche<br />
Themenschwerpunkte erfasst werden, die das Feld der Modalität aus unterschiedlichen<br />
Aspekten (morphologische, syntaktische und semantische) beleuchten.<br />
Für russische Sprachforscher wie etwa Vostokov (1781-1864), Potebnja (1958),<br />
Šachmatov (1941) oder Vinogradov (1960) war der Ausgangspunkt zur Modalität die<br />
Wortartenproblematik. Die Modalwörter und Modalpartikeln erhielten wegen ihrer<br />
semantischen und syntaktischen Funktionen mehr Aufmerksamkeit als die<br />
<strong>Modalverben</strong>.<br />
So beschäftigt sich beispielsweise Vinogradov 4 (1960) <strong>mit</strong> zwei Arten der grammatischen<br />
Beziehungen, den objektiv-syntaktischen Beziehungen zwischen den Wörtern innerhalb<br />
einer Wortfügung oder eines Satzes und den subjektiv-objektiven bzw. modalen<br />
Beziehungen der Gesamtäußerung des ganzen Satzes zur Realität. 5 Die modalen<br />
Beziehungen finden ihren formalen Ausdruck nicht nur in Verbformen oder sonstigen<br />
spezifischen Markierungen, sondern auch durch die Schaltfunktion verschiedener<br />
Wortarten, Syntagmen oder ganzer Sätze. Eine eigene lexikalische Klasse von Wörtern<br />
könne die Kategorie der syntaktischen Modalität zum Ausdruck bringen. Es verstehe<br />
sich, dass alle genannten Elemente (Wörter, Wortfügungen, Sätze), die die Beziehung<br />
des ganzen Satzes oder von dessen Bestandteilen zur Realität ausdrücken, ihre<br />
lexikalische Unabhängigkeit verlieren, sich grammatikalisieren und zu Partikeln<br />
wandeln können. Trotz dieser Grammatikalisierung stünden die Modalwörter außerhalb<br />
der Wortarten oder der Satzglieder und befänden sich jedenfalls auf einer anderen<br />
Ebene als alle anderen Elemente der Aussage.<br />
4 Die Arbeiten von Vinogradov werden kontrovers diskutiert. Einige Wissenschaftler schätzen<br />
ihn als den entscheidenden Autor der russischen Modalitätsforschung (vgl. z.B. Kristophson<br />
1994: 9 ff), andere hingegen kritisieren ihn stark und betrachten seine Studie als mangelhaft (vgl.<br />
z.B. Kempgen 1981: 135 ff). Unumstritten ist jedenfalls, dass sich Vinogradov stark auf die<br />
Arbeiten seiner Vorgänger wie etwa Vostokov (1781-1864), Potebnja (1958) oder Šachmatov<br />
(1941) stützt.<br />
5 Zu den modalen Beziehungen rechnet er Negation und Affirmation, jede Art von Modus sowie<br />
verschiedene subjektive Bedeutungsschattierungen.<br />
23