Probleme mit deutschen Modalverben - OPUS Bayreuth - Universität ...
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Günter möchte eine Frau heiraten, die schön und reich sein soll.<br />
Jemand hat den Wunsch, dass einer (etwas) so ist.<br />
*Hervorhebung durch farbige Markierung im Originaltext nicht enthalten, Anmerkung der<br />
Verfasserin<br />
Quelle: Griesbach, 2003: 173, 181 f.<br />
Derart ähnliche Textbeispiele lassen bei Deutschlernenden den Eindruck entstehen,<br />
dass die betreffenden <strong>Modalverben</strong> – hier wollen und sollen – synonym ersetzbar sind.<br />
Sicher sind die <strong>Modalverben</strong> in einigen Bedeutungsvarianten <strong>mit</strong>einander verwandt;<br />
dies wurde im Theorieteil detailliert gezeigt (vgl. Kap. 2.2.2-2.2.2.3). Dennoch sind sie<br />
keineswegs synonym. Der unterschiedliche Sprecherbezug kann bei den vorliegenden<br />
Beispielen nur andeutungsweise erahnt werden Jemand beabsichtigt / Es ist<br />
beabsichtigt [...], hätte jedoch leicht deutlicher gemacht werden können, beispielsweise<br />
durch ein Aufgreifen des Subjekts im erläuternden Satz bei wollen: Günter beabsichtigt<br />
[...]. Darüber hinaus ist die Interpretation von sollen als Wunsch fragwürdig, da diese<br />
Bedeutung im letzten angebotenen Beispielsatz eher aus dem anderen Modalverb<br />
möchte resultiert.<br />
Weitere Überschneidungen ergeben sich bei müssen und sollen in einer<br />
Empfehlungsaussage (vgl. Abb. 19).<br />
Abbildung 19: Bedeutungsvarianten von müssen und sollen<br />
Du musst wirklich einmal auf Urlaub fahren.<br />
Es ist dringend zu empfehlen, dass jemand das tut. Es gehört sich nicht (es ist nicht<br />
recht), dass jemand das tut oder dass so etwas geschieht.<br />
Du solltest einmal zum Arzt gehen.<br />
Der Sprecher empfiehlt, das zu tun. Er empfiehlt, dass das geschieht. Es wäre gut<br />
(schön, vorteilhaft), wenn man das täte oder das geschähe.<br />
*Hervorhebung durch farbige Markierung im Originaltext nicht enthalten, Anmerkung der<br />
Verfasserin.<br />
Quelle: Griesbach 2003: 179, 182.<br />
Bei einer derartigen Interpretation von Griesbach (2003) können ausländische<br />
Deutschlernende wiederum die durchaus verständlichen Fragen stellen, ob diese<br />
<strong>Modalverben</strong> als Äquivalente betrachtet werden können, ob sie eine detaillierte<br />
kontrastive Auseinandersetzung erfordern oder ob es sich um fremdsprachendidaktische<br />
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