Integrationskonzept für die Stadt Soest
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3.4.3 Ältere Migranten<br />
Über <strong>die</strong> Lage älterer Migranten lassen sich relativ wenige Aussagen treffen, da es schwierig<br />
ist, <strong>die</strong>se Gruppe als solche zu identifizieren. Anhand der in Kapitel 2.3 gelieferten Daten<br />
ließe sich schließen, dass ein erheblicher Teil der Migranten in <strong>Soest</strong> über 66 Jahre und älter<br />
ist. Bei <strong>die</strong>ser Altersgruppe ergibt sich allerdings das erwähnte statistische Problem, dass<br />
viele <strong>die</strong>ser Personen Flüchtlinge und Kriegsvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen<br />
sein könnten. Bei <strong>die</strong>sen erscheinen Fragen von "Migration und Alter" weniger relevant.<br />
Wichtiger zu betrachten wären Migranten, <strong>die</strong> als (Spät-)Aussiedler oder als sog. 'Gastarbeiter'<br />
bzw. als deren Angehörige nach Deutschland gekommen sind. Dabei kann es vorkommen,<br />
dass sie nur geringe soziale Kontakte zur Mehrheitsbevölkerung aufgebaut haben,<br />
kaum über Wissen über <strong>die</strong> <strong>für</strong> sie relevanten Institutionen verfügen und durch den Tod des<br />
Partners den wichtigsten Bezugspunkt verloren haben. Fraglich ist hinsichtlich <strong>die</strong>ser Personengruppe,<br />
wie bei ihnen ausreichend soziale Kontakte, Versorgung und Kontakt bzw. Zugang<br />
zu Institutionen wie Pflege<strong>die</strong>nsten oder der Verwaltung sichergestellt werden können.<br />
Auch wenn sich quantitativ keine abschließenden Aussagen treffen lassen, von wie vielen<br />
Personen hier gesprochen wird, lässt sich dennoch vermuten, dass <strong>die</strong>se Gruppe (zunehmende)<br />
Relevanz erlangt: Wie gezeigt, steigt <strong>die</strong> Aufenthaltsdauer der Ausländer in <strong>Soest</strong><br />
an, zudem sind immer mehr Ausländer geschieden oder verwitwet. Beides könnten Hinweise<br />
darauf sein, dass auch der Anteil älterer und ggf. zusätzlich alleinstehender Migranten zunimmt.<br />
Einige Erkenntnisse lieferte ein Projekt, das von der Flüchtlingsberatung der Diakonie Ruhr-<br />
Hellweg von 2007 bis 2009 durchgeführt wurde (s. auch Kapitel 5.1.1) und sich auf ältere<br />
Migranten konzentrierte, <strong>die</strong> über einen sicheren Aufenthaltsstatus verfügen. Das Projekt<br />
hatte sich auf gesundheitliche Fragen, Probleme bei Behördengängen sowie den Besuch<br />
von Informationsveranstaltungen konzentriert. Es wurde aus der allgemeinen, bundesweiten<br />
Erfahrung heraus angestoßen, dass immer mehr Migranten zur älteren Bevölkerung gehören,<br />
<strong>die</strong>se aber immer seltener in traditionellen familiären Strukturen eingebettet sind. Bei der<br />
Durchführung des Projekts wurden Sprachprobleme bei älteren Migranten festgestellt und<br />
daraus resultierende Folgeprobleme, wie z.B., dass Migranten ihnen zustehende gesundheitliche<br />
Leistungen nicht erhalten. Als schwierig stellte sich <strong>die</strong> Kontaktaufnahme zur türkischen<br />
Bevölkerung dar. Bei der Gruppe der (Spät-)Aussiedler sei <strong>die</strong>s hingegen problemlos verlaufen.<br />
Die Verantwortlichen hatten hier<strong>für</strong> keine unmittelbare Erklärung, da <strong>die</strong> Intensität und<br />
<strong>die</strong> eingeschlagenen Wege der Kontaktaufnahme <strong>für</strong> beide Gruppen gleich gewesen seien.<br />
Bei dem Projekt konnte auch festgestellt werden, dass türkische ältere Frauen häufig über<br />
schlechte Deutsch-Kenntnisse verfügen und nur ein geringes Interesse aufwiesen, sich außerhalb<br />
gewohnter Kreise zu bewegen. Sofern sie allerdings an "gewohnten Orten" z.B. der<br />
Moschee aufgesucht wurden, ließ sich durchaus ein Kontakt herstellen. Türkische Migranten<br />
über 50 Jahre, so eine weitere Erfahrung, verbringen einen Großteil ihrer Zeit nicht mit Deut-<br />
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